UBS übernimmt die Credit Suisse: eine neue Ära beginnt

UBS übernimmt die Credit Suisse, nachdem der Bundesrat eine Garantie der Schweizerischen Nationalbank (SNB) für zusätzliche Liquiditätshilfen an die Credit Suisse bewilligt hat. Mit diesem Schritt beginnt eine neue Ära für den Bankensektor und den gesamten Finanzplatz.

La sede di Credit Suisse a Zurigo - Photo by Credit Suisse
Der Hauptsitz der Credit Suisse in Zürich – Photo by Credit Suisse

Die Credit Suisse ist eine 1856 von Alfred Escher gegründete Bank mit Sitz in Zürich (Schweiz), die weltweit in drei Geschäftsbereichen (Private Banking, Investment Banking, Asset Management) tätig ist.

Nach mehreren Skandalen, darunter die Beteiligung an den gescheiterten Archegos– und Greensil-Fonds im Jahr 2021, erlitt die Gruppe enorme Verluste und hat sich davon nicht erholt. Letzten November stufte S&P das Rating auf Bbb- herab.

Am Sonntag, den 19. März 2023, kam es nach langen Verhandlungen zum Abschluss: Die Ubs kauft die Credit Suisse für 3 Milliarden Schweizer Franken in Aktien. Der Bundesrat befürwortet diesen Entscheid und erachtet ihn als wichtigen Beitrag zur Stabilität des Finanzmarktes. Um die Weiterführung des Geschäftsbetriebs der Credit Suisse bis zum Vollzug der Übernahme sicherzustellen und die Kosten für die Schweizer Wirtschaft zu senken, beschloss die Exekutive zusätzliche Liquiditätsmassnahmen:

  • Als erste Massnahme schuf der Bundesrat die notwendigen rechtlichen Grundlagen, damit die Nationalbank der Credit Suisse zusätzliche Liquiditätshilfen gewähren kann. Konkret führte die Exekutive für diese Unterstützungen ein Konkursprivileg ein. Dieses gibt der SNB die nötige Sicherheit, um der Credit Suisse im Bedarfsfall diese erhebliche zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellen zu können;
  • um der Credit Suisse jederzeit genügend Liquidität zu garantieren, beschloss der Bundesrat als zweite Massnahme, der SNB eine Ausfallgarantie zu gewähren. Beide Massnahmen sind in den Artikeln 184 und 185 der Bundesverfassung geregelt (Notstandsrecht).

Diese Massnahmen ergänzen die Instrumente, die der Nationalbank bereits zur Verfügung stehen, um die Liquidität der Banken zu stärken. Dazu gehören insbesondere die ordentlichen Liquiditätshilfen in Notsituationen (ELA, „Emergency Liquidity Assistance“).

Der Bundesrat ist der Ansicht, dass diese Massnahmen am besten geeignet sind, das Vertrauen des Marktes in die Credit Suisse und den Finanzplatz Schweiz zu stärken. Ähnliche Instrumente gibt es in den Vereinigten Staaten, der EU und im Vereinigten Königreich.

Um mögliche Risiken für die UBS zu reduzieren, gewährt der Bund der UBS eine Garantie in der Grössenordnung von 9 Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten aus bestimmten Vermögenswerten, die die UBS im Rahmen der Transaktion zurücknehmen würde, falls diese potenziellen Verluste eine bestimmte Schwelle überschreiten.

Die Exekutive beantragte bei der Finanzdelegation der eidgenössischen Räte einen dringlichen Verpflichtungskredit, der am Sonntag, 19. März 2023, bewilligt wurde.

Die beschlossenen Massnahmen stellen sicher, dass die SNB der Credit Suisse im Bedarfsfall ausreichend Liquidität zur Verfügung stellen kann. Der Bezug von Liquiditätshilfe ist an strenge Bedingungen geknüpft. Zudem wird der Bundesrat gemäss Artikel 10a des Bankengesetzes auch Massnahmen bezüglich der Vergütungen anordnen.

Die Exekutive hat Massnahmen ergriffen, um die Risiken für den Bund so weit wie möglich zu begrenzen. Deshalb wird die Credit Suisse sowohl dem Bund als auch der SNB eine Risikoprämie bezahlen müssen. Zudem muss sie dem Bund eine Prämie für die Stellung von Sicherheiten im Falle eines Ausfalls und der SNB einen Zins bezahlen. Aus diesen Massnahmen und dem Konkursprivileg ergibt sich für den Bund ein geringes Auflösungsrisiko.

Die bestehenden und neuen Liquiditätshilfen der SNB reichen zusammen mit den Liquiditätsreserven der Credit Suisse aus, um eine ausreichende Liquidität des Instituts sicherzustellen. Mit diesem Massnahmenpaket bekräftigt der Bundesrat seine Bereitschaft, die notwendigen Schritte zum Schutz der Einleger und der Stabilität des Schweizer Finanzplatzes zu unternehmen.

Il quartier generale di UBS a Zurigo - Photo by UBS
Der Hauptsitz der UBS in Zürich – Photo by UBS

Ein nicht ganz schmerzfreier Übergang

Die Rettung der Credit Suisse durch die UBS scheint die europäischen Märkte nicht zu überzeugen: Die Anleger befürchten einen Dominoeffekt, der andere Banken mit einbeziehen könnte.

Die Übernahme durch die UBS ist mit einer massiven Abschreibung der Credit-Suisse-Aktien in der Größenordnung von 60 Prozent verbunden. Am Montagmorgen, 20. März, erreichte die Aktie der Schweizer Bank, die am Freitag bei 1,86 Franken pro Aktie schloss und rund 28 Milliarden wert war, 0,75 Franken und einen Wert von rund 16 Milliarden Franken.

Nach Ansicht von BAK Economics vermeidet die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ernsthafte Schäden für die Schweizer Wirtschaft, und die negativen Auswirkungen bleiben weitgehend auf den Bankensektor beschränkt. Das Rationalisierungspotenzial der beiden Banken liegt bei rund 9’500 bis 12’000 Arbeitsplätzen. Laut BAK Economics wird der Deal nur begrenzte Auswirkungen auf das Schweizer BIP haben, das in diesem Jahr noch um 0,7 Prozent und 2024 um 1,6 Prozent wachsen dürfte.

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Die neue UBS

UBS entstand 1998 durch die Fusion des Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG, auf Französisch und Italienisch mit UBS abgekürzt) mit Hauptsitz in Zürich, und des Schweizerischen Bankvereins (SBV). Das offizielle Gründungsdatum geht jedoch auf das Jahr 1862 zurück, als die Bank von Winterthur gegründet wurde, und hat ihre Wurzeln in nicht weniger als 370 verschiedenen Finanzinstituten, die im Laufe der Jahre folgten. Zwei Jahre nach der Fusion, im Jahr 2000, übernahm UBS die US-amerikanische Paine Webber Group und wurde damit zur grössten Privatbank der Welt.

Die Übernahme der Credit Suisse wird die Position von UBS als weltweit grösster Vermögensverwalter mit verwalteten Vermögen von 5 Billionen Dollar stärken und ihre Wachstumsambitionen in Nord-, Mittel- und Südamerika sowie in Asien fördern, indem sie eine neue Ära einleitet.