Guy Parmelin, sul massiccio di massiccio di Les Diablerets, in occasione dell'allocuzione del primo agosto 2021

Guy Parmelin: „Die Werte von gestern sind die Werte von morgen…“

Ansprache des Bundespräsidenten am Tag des Nationalfeiertags 2021 vom Waadtländer Gipfel Les Diablerets auf 3000 Metern Höhe

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Landsleute,
An diesem 1. August 2021 habe ich das Vergnügen, vom Massiv Les Diablerets in fast 3000 Metern Höhe zu Ihnen zu sprechen. Ich habe mich dafür entschieden, aus dem Kanton Waadt zu Ihnen zu sprechen, weil ich mich wohl fühle, wenn ich unseren Nationalfeiertag in der Nähe meiner Wurzeln und meiner Lieben feiern kann und mich „zu Hause“ fühle.

Der Ort, an dem ich mich befinde, gibt mir das Gefühl, Ihnen allen nahe zu sein: Von hier aus sehe ich den Sanetsch-Pass und stelle mir die grüne Quelle der Sarine vor, eines Flusses, der verbindet und nicht trennt. Von hier aus sehe ich auch die Kantone Bern und Wallis und damit andere Regionen, mit anderen Sprachen und anderen Mentalitäten, die aber immer ein und dasselbe Land bilden: Die Schweiz, unsere Schweiz.

Unser Land hat, wie viele andere auch, lange Monate der Pandemie hinter sich. Mein Mitgefühl gilt vor allem den Betroffenen und denjenigen, die unermüdlich an der Bekämpfung der Pandemie arbeiten. Mein tiefes Mitgefühl gilt auch denjenigen, die unter den jüngsten Überschwemmungen und den durch das Unwetter verursachten schweren Schäden gelitten haben. Mein Dank gilt all jenen, die vor Ort an der Behebung der Schäden arbeiten.

Die Schweiz und die „fantastischen Vier“ der direkten Demokratie
Die Ethik des Wettbewerbs und der Geist des Föderalismus

Waldstätte und die „Wald“-Kantone in der Frühzeit der Schweizer…

Guy Parmelin, sul massiccio di massiccio di Les Diablerets, in occasione dell'allocuzione del primo agosto 2021
Guy Parmelin, auf dem Massiv von Les Diablerets, anlässlich der Rede am 1. August 2021

In dieser Zeit haben wir trotz allem unsere Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Ich bewundere die diesbezüglichen Bemühungen der Bevölkerung, insbesondere an diesem Tag, an dem wir aufgerufen sind, unsere Gründungswerte und unseren Nationalstolz zu bekräftigen.

In der Schweiz ist der Stolz ein sehr intimes Gefühl, das mit Diskretion zum Ausdruck gebracht wird. Ich hatte in letzter Zeit mehrmals die Gelegenheit, dieses Gefühl mit Ihnen zu teilen: in Genf während eines wichtigen internationalen Gipfels, in Bukarest während eines brillanten Auftritts unserer Fussballnationalmannschaft. Freude und Stolz sind schließlich die Gefühle, die uns jedes Mal beflügeln, wenn eine individuelle oder kollektive Leistung es unserem Land ermöglicht, auf dem stets ungewissen Weg des Erfolgs voranzukommen. Der von unserer Bundesverfassung geforderte Geist der Solidarität besteht im Übrigen darin, sich über die Siege der anderen zu freuen und ihre Schwierigkeiten zu teilen. Er bedeutet, den anderen zu unterstützen, egal unter welchen Umständen.

Der Nationalfeiertag ist ein Höhepunkt in unserem Kalenderjahr, der die Hektik unserer Aktivitäten, wenn auch nur vorübergehend, unterbricht. Es ist eine Gelegenheit, gemeinsam über unsere Zukunft nachzudenken und nicht so sehr über unser eigenes Schicksal, sondern über das der gesamten Gesellschaft: der Gesellschaft, in der wir tätig sind und zu deren Entwicklung wir nach besten Kräften beizutragen versuchen.

Die häufigen Kontakte, die ich mit unserer Bevölkerung habe, haben mir erlaubt, ihre Entschlossenheit zu entdecken. Trotz der anhaltenden Epidemie spüre ich eine neue Energie im Land, den Wunsch, ins Leben zurückzukehren und sich aktiv zu engagieren.

Guy Parmelin, sul massiccio di massiccio di Les Diablerets, in occasione dell'allocuzione del primo agosto 2021
Guy Parmelin, auf dem Massiv von Les Diablerets, anlässlich der Rede am 1. August 2021

Die Schweiz hat in der Tat nichts erreicht, ohne über die entsprechenden Mittel zu verfügen. Sie hat ihren Erfolg nie auf Angleichung, Zufall, Arroganz oder Angeberei gegründet. Im Gegenteil, unser Land gründet sich auf Arbeit, gegenseitige Hilfe, Mut und Optimismus. Dieses Rezept ist durch 730 Jahre Geschichte bewiesen, die wie die jedes anderen Landes Höhen und Tiefen, gute und schlechte Zeiten hatte. Es ist ein Rezept, das sich nach meiner Überzeugung auch in Zukunft bewähren wird, angesichts der drängenden gesundheitlichen, ökologischen, sozialen und geopolitischen Herausforderungen, die auf uns zukommen. Unsere Heimat wird in der Lage sein, diese Herausforderungen zu meistern, wenn sie sich eine umfassende Vision zu eigen macht, die vom bürgerlichen Engagement jedes Einzelnen und von der Kreativität getragen wird, die unsere direkte Demokratie anregen kann.

Es gibt Anzeichen für einen Aufschwung und die Wirtschaftsprognosen sind hoffnungsvoll. Wir müssen uns jedoch vor Augen halten, dass das Ziel des Weges der Weg selbst ist, wie uns die Weisen zu sagen pflegen. Gehen wir ihn also mit sicherem Schritt, Etappe für Etappe, im Vertrauen auf unsere Ressourcen.

Ich wünsche Ihnen allen von Herzen und in einem Geist der Gelassenheit einen wunderschönen Nationalfeiertag.

Es lebe die Schweiz und es lebe ihre Institutionen!

Schweizer Denkmäler? Ein „verborgener“ Schatz, den es zu heben gilt…
Athenische Demokratie? Wiederaufleben zwischen Glarus und Appenzell…
Das Europa der kleinen Staaten und ein kaum skizzierter Föderalismus…

 

Guy Parmelin, sul massiccio di massiccio di Les Diablerets, in occasione dell'allocuzione del primo agosto 2021
Guy Parmelin, auf dem Massiv von Les Diablerets, anlässlich der Rede am 1. August 2021