Schweiz „Freihafen“ für hochqualifizierte Arbeitskräfte
Trotz zunehmendem Lohnsteuerwettbewerb liegt die Belastung der 26 Schweizer Kantone, angeführt von Obwalden und Uri, unter dem weltweiten Durchschnitt von 37,9%
Der BAK Taxation Index verzeichnet im Vergleich zu 2017 einen Anstieg des Steuerwettbewerbs auf Löhne und den Sozialversicherungsbeitrag von besser ausgebildeten Arbeitnehmern. Große internationale Akteure, wie Frankreich und die Vereinigten Staaten von Amerika, haben in letzter Zeit die Steuern in diesem Bereich deutlich gesenkt.
Seit die Schweizer Kantone beschlossen haben, ihre Steuerpolitik zu überdenken, schneiden sie im internationalen Vergleich weiterhin sehr gut ab: Alle sechsundzwanzig Mitglieder der Eidgenossenschaft erheben eine geringere Steuerlast als der internationale Durchschnitt.
Vor allem die europäischen Konkurrenten besteuern die am besten ausgebildeten Arbeitnehmer weiterhin mit deutlich höheren Sätzen. Die Kantone Obwalden, Uri, Schwyz, Nidwalden und Luzern liegen mit Steuersätzen zwischen 24,7% und 27,3% hinter Singapur (10,4%), Hongkong (14,7%) und dem Moskauer Gebiet (14,9%), gefolgt von Prag (26,7%) und Tokio (27,8%).
Signifikante Reduktionen in Frankreich, USA und Norwegen
Die Unternehmen sind an einem internationalen Steuerwettbewerb interessiert, der auch viel härter wird. Das zeigt die 2019er-Ausgabe des vom BAK Economic Intelligence Institut in Basel, Zürich und Manno herausgegebenen Taxation Index, der die tatsächliche Steuerbelastung von Unternehmen für die Einstellung einer hochqualifizierten, unverheirateten Person ohne Kinder mit einem Nachsteuereinkommen von 100.000 Euro misst.
Der BAK Taxation Index, der seit 2003 regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veröffentlicht wird, misst die EATR-Belastung (Effective Average Tax Rate) für hochqualifizierte Arbeitskräfte, d.h. die reale Steuer- und Abgabenbelastung der Arbeitgeber von Arbeitnehmern.
Die Berechnung berücksichtigt alle relevanten Steuern, einschließlich der jeweiligen Regelungen zur Ermittlung der Bemessungsgrundlage, z. B. die Abzugsfähigkeit von Arbeitnehmerbeiträgen zur Sozialversicherung und zur gesetzlichen und privaten betrieblichen Altersvorsorge. Ebenfalls enthalten sind die Sozialversicherungsbeiträge (sofern sie steuerpflichtig sind) sowie die vom Arbeitgeber direkt gezahlten Sozialversicherungsbeiträge und Lohnsteuern.
Die durchschnittliche Steuerbelastung weltweit ist 2019 im Vergleich zu 2017 um 1,4 Prozentpunkte gesunken. Deutliche Steuersenkungen wurden insbesondere in Frankreich (-5,9 Prozentpunkte), den USA (-3,5) sowie in Norwegen (-3,3) verzeichnet.
China, Dänemark, das Vereinigte Königreich, Finnland und Belgien verzeichneten ebenfalls „Minuszeichen“ von mindestens einem Prozentpunkt. Allerdings wurden in einigen Ländern, insbesondere in Irland (+2), Steuererhöhungen verzeichnet, die jedoch im Vergleich zu den Senkungen insgesamt weniger Auswirkungen hatten.
Im Vergleich zum internationalen Trend ist der Schweizer Durchschnitt in allen Kantonen leicht gesunken (-0,1 Prozentpunkte). Es ist zwar richtig, dass die Steuerlast für hochqualifizierte Arbeitnehmer in einer großen Anzahl von Kantonen gesenkt wurde, aber es ist auch klar, dass sie in den meisten Fällen von den Regierungen nur geringfügig reduziert wurde.
Minus 0,7 % in Schwyz und Schaffhausen
Die größten Senkungen wurden in den Kantonen Schwyz und Schaffhausen (-0,7 Prozentpunkte) verzeichnet, aber auch in einigen Bundesländern gab es leichte Steuererhöhungen.
Trotz des verschärften Wettbewerbs schneiden die Schweizer Territorien in internationalen Rankings weiterhin gut ab.
Die Zentralschweizer Kantone liegen an der Spitze, die Westschweizer am anderen Ende des Spektrums. Die Steuerbelastung für Hochqualifizierte ist jedoch niedriger als im internationalen Durchschnitt (37,9 %).
Die 26 Mitgliedsstaaten der Schweizerischen Eidgenossenschaft erscheinen im Vergleich zu ihren west-, süd- und nordeuropäischen Konkurrenten noch attraktiver, fast ohne Unterschied.
So liegt die durchschnittliche Steuerbelastung in der Schweiz (31,8 Prozent) etwa 10 Punkte unter der ihrer Nachbarn in Deutschland, Frankreich und Österreich und mehr als 20 Punkte vor Italien.