Konferenz Italophonie und die Rolle der öffentlich-rechtlichen Medien
Am Samstag, 7. Mai 2022, fand im Forum St. Katharinen in St. Gallen die Konferenz L’italofonia e il ruolo del servizio pubblico dei media statt, die vom CORSI zusammen mit dem Forum per l’italiano in Svizzera organisiert wurde. Die Konferenz folgt auf die Veröffentlichung des Berichts “La posizione dell’Italiano in Svizzera: uno sguardo sul periodo 2012- 2020 attraverso alcuni indicatori”, der vom Forum per l’italiano in Svizzera beim Linguistischen Observatorium der italienischen Schweiz (OLSI) und der Abteilung für Bildung und Lernen (SUPSI-DFA) in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Graubünden (PHGR) in Auftrag gegeben wurde. Matteo Casoni, Mitautor der Studie, und Diego Erba, Koordinator des Forums, betonten an der Konferenz, an der über 100 Personen teilnahmen, dass die italienische Sprache nicht nur in der italienischsprachigen Schweiz verbreitet ist: 33% der Bevölkerung geben an, teilweise Italienisch zu sprechen, und die meisten Italienischsprachigen leben jenseits des Gotthards. An der Konferenz, die mit einem Videogruß von Bundespräsident Ignazio Cassis eröffnet wurde, nahmen Luigi Pedrazzini, Präsident des CORSI, verschiedene italienischsprachige Persönlichkeiten aus Politik, Diplomatie und Wissenschaft der Schweiz sowie Gilles Marchand, Generaldirektor der SRG SSR, und Mario Timbal, Direktor des RSI, teil.
2012-2020 Rapporto La posizione dell’italiano in svizzera (italienisch)
Im Laufe des Tages folgten vier Rundtischgespräche – Mehrsprachigkeit in der Schweiz – Herausforderungen und Chancen für das Italienische in der Schweiz; Die Gesundheit des Italienischen: Förderung und Aufwertung in den öffentlich-rechtlichen Medien; Italienisch jenseits der Alpen: Erwartungen von Professoren und Schulen an die öffentlich-rechtlichen Medien; Ein öffentlich-rechtliches Radio und Fernsehen für Jugendliche: Was tut RSI für Jugendliche und welche Erwartungen erfüllt es? Am Freitag, den 6. Mai, ging der Konferenz ein Seminar für Jugendliche voraus, die an praktischen Aktivitäten teilnahmen, bei denen sie mit neuen und alten Kommunikationsmitteln konfrontiert wurden: Besonderes Augenmerk wurde auf die digitale Kommunikation und Fake News gelegt. Dank der Unterstützung von Professor Eleonora Rothenberger waren die Kantonsschule am Burggraben in St. Gallen, die Kantonsschule Kreuzlingen, die Pädagogische Hochschule Chur, die Pädagogische Hochschule St. Gallen und die Pädagogische Hochschule Thurgau beteiligt.
CORSI schlug das Projekt Sarà vero? (Wird es wahr sein?) vor, das sich mit Fake News im Internet befasst, während RSI die Produktion eines Videos für SPAM vorschlug (ein Format von Nachrichten-, Zeitgeschichts- und Unterhaltungsvideos für junge Menschen).
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz vom 7. Mai 2022 haben folgende Empfehlungen an die Behörden von Bund, Kantonen und Gemeinden sowie an die SRG SSR und die anderen italienischsprachigen Medien jenseits der Alpen gerichtet:
1. Die SRG SSR fördert über ihre Programme die italienische Sprache und Kultur mit Angeboten und Programmen, die sich an die italienischsprachige Bevölkerung in der Schweiz richten. Diese Aufgabe betrifft alle Radio- und Fernsehveranstalter und nicht nur RSI, Radiotelevisione svizzera di lingua italiana. Letztere muss jedoch eine aktivere Rolle bei der Programmierung von Diensten und Inhalten übernehmen, die sich an Italophone jenseits der Alpen und nicht nur an das italienischsprachige Schweizer Publikum richten;
Im Bildungsbereich müssen die Behörden von Bund, Kantonen und Gemeinden dem Italienischunterricht in der obligatorischen Schule mehr Beachtung schenken und ihm einen solideren Stellenwert einräumen als dem gegenwärtigen fakultativen Sprachangebot. Auf der Ebene der Gymnasien wird der Grundsatz bekräftigt, dass Italienisch ein grundlegendes Fach bleiben muss, das den Schülern obligatorisch angeboten wird, während im beruflichen Bereich die italienische Sprache stärker in den Vordergrund gerückt werden muss, insbesondere im kommerziellen Bereich, auch mit Blick auf die bestehenden Beziehungen zwischen der Schweiz und Italien;
3. die italienischen Professuren an den Universitäten und Fachhochschulen (einschliesslich der Pädagogischen Hochschulen) eine wichtige bildungs- und kulturfördernde Aufgabe erfüllen. Sie sind ein unverwechselbares Zeichen unserer Mehrsprachigkeit, und es ist unerlässlich, dass die öffentlich-rechtlichen Medien ihr Möglichstes tun, um sie sichtbar zu machen. Die Rolle dieser Einrichtungen muss auch von den zuständigen Behörden stärker anerkannt werden. In diesem Zusammenhang muss vermieden werden, dass sie in unangemessener Weise verkleinert werden, wie dies leider bereits bei den Professuren geschehen ist;
4. die italienischsprachigen Medien in der Schweiz und insbesondere die öffentlich-rechtlichen Medien müssen die neuen Kommunikationsformen, die sich an ein junges Publikum richten, stärker berücksichtigen, indem sie fesselnde Programme anbieten, die ihren Erwartungen und Interessen entsprechen.
Quelle: Corsi