Drei Staaten in zwei Hälften geteilt, aber mit der gleichen Würde wie die anderen
Obwalden, Nidwalden, Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden sind keine „Halbkantone“ mehr, obwohl ihre Bundesvertretung halbiert wurde…
Wie es sich für ein geschichtsträchtiges Land gehört, ist der Begriff in der Alltagssprache noch weit verbreitet, doch die „Halbkantone“ gibt es in der Schweiz nicht mehr.
Als „Halbkanton“ bezeichnete man historisch gesehen sechs Kantone der Schweizerischen Eidgenossenschaft, die zwar den gleichen Grad an Autonomie haben wie die anderen zwanzig Staaten, aber bei Abstimmungen auf Bundesebene nur das halbe Gewicht haben.
Diese sind Obwalden, Nidwalden, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Basel-Stadt und Basel-Landschaft.
Im Ständerat haben diese Kantone nur eine statt der üblichen zwei Stimmen, bei Volksabstimmungen haben sie gemäss Artikel 142 der Bundesverfassung eine halbe statt eine Stimme.
Eine Revolution, die im Jahr 2000 begann
Bis zum Inkrafttreten der neuen Verfassung am 1. Januar 2000 war der Begriff „Halbkanton“ die offizielle Definition für diese politischen Einheiten, in der Annahme, dass es dreiundzwanzig Schweizer Kantone geben sollte.
Mit der neuen Verfassung, in der am 18. April 1999 für das Inkrafttreten im folgenden Jahr genehmigten Fassung, wurde der Begriff Halbkanton in Artikel 1 durch Kanton ersetzt, ohne dass sich die Rechtslage geändert hätte.
Bezeichnenderweise fand die Gründung des Halbkantons vor 1848 statt, dem Jahr, in dem die neue Bundesverfassung, die auf den Sonderbundskrieg folgte und eine Folge davon war, die Souveränität der Kantone durch die Einführung des Frankens als gemeinsame Währung erheblich einschränkte.
Der französischsprachige Kanton Jura löste sich 1979 vom deutschsprachigen Kanton Bern, um volle Rechte zu erlangen, ohne jedoch einen Halbstaat zu schaffen.
Jeder der sechs Halbkantone wird, wie der Name schon sagt, mit einer zweiten Gebietskörperschaft gepaart, um eine der folgenden drei historischen, politischen und geografischen Einheiten zu bilden:
Katholisches und evangelisches Appenzell
Nach der lutherischen Reformation, die vor allem die deutschsprachigen und deutschsprachigen Gebiete betraf, teilte sich Appenzell 1597 in zwei konfessionell unterschiedliche Halbkantone, die heute vollwertige Kantone sind: Appenzell Ausserrhoden (evangelisch) mit dem Hauptort Herisau und Appenzell Innerrhoden (katholisch) mit Appenzell als Regierungs- und Versammlungsort.
Basel aristokratisch oder ländlich
Auch der Kanton Basel wurde geteilt, allerdings aus wirtschaftlichen und zähltechnischen Gründen: Basel-Land wurde wegen der adeligen Dominanz über die städtischen Gebiete getrennt. 1833 erhielt es die Autonomie, aber gleichberechtigt mit Basel-Stadt: Beide waren Halbkantone, wie sie es heute sind.
Unterwalden getrennt durch einen Wald
Aus topographischen und orographischen Gründen spaltete sich Unterwalden bereits um 1150, also vor der Gründung der Eidgenossenschaft, ab. Die beiden Gebilde, die später zu den Semikantonen wurden, hießen Obwald und Nidwald.
Aus dem Deutschen Wald, „Wald“. und Unter, „an der Adresse“, kann man die Gründe für die Spaltung ableiten, da die beiden Gebiete durch einen undurchdringlichen Wald getrennt waren. Unterwalden wurde mit seinen zusammengefassten Teilen später eine der drei Waldstätten, die zusammen mit den Kantonen Uri und Schwyz den ursprünglichen Kern der Schweiz bildeten.