Steigender Sommertourismus in der Schweiz dank Rückkehr asiatischer Gäste

Gemäss den Tourismusprognosen von BAK Economics im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) wird die Zahl der Logiernächte in der Schweiz im Sommer 2023 mit 22,5 Millionen wieder über dem Vorkrisenniveau von 2019 liegen (+660’000, plus 3 Prozent gegenüber 2022).

Il lago Lemàno in francese lac Léman, in francoprovenzale lèc Lèman, Genfersee in tedesco spesso chiamato lago di Ginevra è il maggiore lago della Svizzera e dell'Europa occidentale, posto sul confine franco-svizzero ed esteso per il 40% in Francia (dipartimento dell'Alta Savoia) e per il restante 60% in Svizzera.
Lake Léman in French lac Léman, in Francoprovençal lèc Lèman, Genfersee in German often called Lake Geneva is the largest lake in Switzerland and Western Europe, located on the Franco-Swiss border and extending 40% into France (Haute-Savoie department) and the remaining 60% into Switzerland. Photo by Chris Sche-Bo

 

Verantwortlich für diese positive Entwicklung sind Erholungseffekte in Fernmärkten, insbesondere bei asiatischen Gästen, und eine trotz des erwarteten Rückgangs immer noch hohe Binnennachfrage. Anhaltende Inflation und ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld verhindern ein noch stärkeres Wachstum.

Anhaltendes Wachstum bei den Logiernächten im Sommer 2023

Mit 22,5 Millionen Logiernächten dürfte der Schweizer Tourismus in der Sommersaison 2023 um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen (+660’000). Die positiven Impulse aus den Fernmärkten überwiegen die Rückgänge in Europa und der Schweiz. Damit wird in den Sommermonaten erstmals das Niveau von 2019 übertroffen (102%). Auch die Nachfrage in den Städten übersteigt im Sommer 2023 das Vorkrisenniveau und schließt damit einen Großteil der während der Krise beobachteten Lücke zu den alpinen und übrigen Gebieten.

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Die europäische Nachfrage wird im Sommer 2023 voraussichtlich sinken….

Die bereits im letzten Winter beobachteten Hindernisse dürften auch im nächsten Sommer anhalten und die Reiselust dämpfen. Die hohe Inflation schmälert die Kaufkraft, der hohe Schweizer Franken drückt auf die Preise, und die wirtschaftlichen Turbulenzen belasten die Stimmung der Verbraucher. All dies spiegelt sich in der Nachfrage der europäischen Gäste im Sommer 2023 wider. Die wiedergewonnene Möglichkeit, in ferne Märkte zu reisen, erschwert die Lage des Schweizer Tourismus zusätzlich. Im Vergleich zum guten Sommer 2022 prognostiziert BAK Economics deshalb für den kommenden Sommer einen Rückgang von knapp 160’000 Gästen (-3%). Die hohen Flugkosten, welche die Attraktivität von Fernreisezielen schmälern, und die deutlich höhere Inflation in Europa als in der Schweiz, die den Preisdruck mindert, verhindern einen stärkeren Rückgang. Der einzige positive Impuls in Europa für den Sommer kommt aus dem Vereinigten Königreich mit einer starken Zunahme der Logiernächte (plus 11 Prozent gegenüber 2022).

Lauterbrunnen, una delle destinazioni turistiche più note della regione della Jungfrau con 72 cascate Photo by Chris Sche-Bo
Lauterbrunnen, one of the best-known tourist destinations in the Jungfrau region with 72 waterfalls Photo by Chris Sche-Bo

… Allerdings sind die positiven Impulse der Fernmärkte höher …

Für die Fernmärkte wird erwartet, dass die Reisemöglichkeiten im Sommer 2023 wieder weitgehend genutzt werden, wie dies auch im letzten Winter der Fall war. Die Erholungseffekte werden also weiterhin zu spüren sein. Insgesamt wird für die Fernmärkte ein Anstieg der Übernachtungen um 37 Prozent (+1,6 Mio.) im Vergleich zu 2022 erwartet.Aufholeffekte sind in einigen asiatischen Märkten besonders hoch. Insbesondere die Nachfrage aus Indien (+343 Tsd., im Vergleich zum Sommer 2022) und den übrigen asiatischen Märkten (+465 Tsd.) wird voraussichtlich steigen. Auch der chinesische (+264 Tsd.) und der japanische Markt (+116 Tsd.) tragen erheblich zum Wachstum der Übernachtungen bei. Trotz der Aufhebung der meisten strengen Reisebeschränkungen zu Beginn des Jahres wird aus verschiedenen Gründen kurzfristig mit einer starken Rückkehr der chinesischen Gäste gerechnet. Auf der Nachfrageseite stehen die oft fehlenden Reisedokumente chinesischer Staatsangehöriger, die begrenzte Anzahl von Visa und die anhaltende Anpassung des Reiseverhaltens chinesischer Gäste an den Inlandstourismus. Auf der Angebotsseite begrenzen Kapazitätsengpässe im Verkehr (z.B. Anzahl Flüge und Kundenkontingente bei Reiseveranstaltern) oder bei Reiseveranstaltern in der Schweiz das Wachstumspotenzial. Eine Rückkehr der chinesischen Gästefrequenzen auf das Niveau von 2019 wäre aus Angebotssicht kurzfristig nicht tragbar. Was die Gäste aus den USA betrifft, so ist nicht zu erwarten, dass sich die in den letzten Monaten beobachtete hohe Reisenachfrage im Sommer deutlich abschwächt. Im Vergleich zum bereits guten Sommer 2022 wird mit einem Anstieg der Übernachtungen um 142.000 (plus 9 Prozent) gerechnet.

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… und die Nachfrage auf dem heimischen Markt ist trotz des erwarteten Rückgangs immer noch hoch

Die wiedererlangte Fähigkeit, ins Ausland zu reisen, wird sich im kommenden Sommer negativ auf die Inlandsnachfrage auswirken. Das vergangene Jahr hat jedoch deutlich gezeigt, dass der Anstieg der Inlandsnachfrage nicht nur eine vorübergehende Erscheinung ist. Deshalb wird im Vergleich zum ausgezeichneten Sommer 2022 mit einem spürbaren, aber nicht massiven Rückgang der Inlandsnachfrage gerechnet (-800’000, -7%). Mit bis zu 11 Millionen Übernachtungen liegt der Inlandstourismus immer noch deutlich über dem Niveau von 2019 (+13%).

Kulmhotel Gornergrat das höchstgelegene Hotel der Schweizer Alpen. Photo by Xavier von Erlach on Unsplash
Kulmhotel Gornergrat the highest hotel in the Swiss Alps. Photo by Xavier von Erlach on Unsplash

Mittelfristig wird Europa wahrscheinlich Marktanteile verlieren und die Fernmärkte werden wahrscheinlich wachsen

Für die nächsten Jahre von 2024 bis 2030 geht BAK Economics davon aus, dass die meisten der vor der Covid-19-Krise beobachteten Trends wieder eintreten werden. Sicherlich wird es in einigen Ländern, vor allem in China, noch Nachholeffekte geben, diese werden aber den Gesamttrend bei den Übernachtungen nicht mehr so stark beeinflussen wie in den letzten Jahren.Für die europäischen Märkte wird erwartet, dass die vor der Krise beobachteten strukturellen Veränderungen und damit der negative Trend auch nach der Krise anhalten. Für die Fernmärkte wird hingegen das Gegenteil prognostiziert: Das dynamische Wachstum, das vor der Kovid-19-Krise zu beobachten war, wird voraussichtlich zurückkehren, insbesondere in anderen asiatischen Märkten, in Indien und in den Vereinigten Staaten. In China hingegen wird aus den oben genannten Gründen und in Russland aufgrund der wahrscheinlich noch einige Zeit andauernden Sanktionen mit einer geringeren Dynamik als in den Jahren vor der Krise gerechnet. Für die Binnennachfrage aus der Schweiz geht BAK Economics davon aus, dass rund 10 Prozent der Niveauunterschiede bis 2019 unverändert bleiben werden. Ausgehend von diesem neuen, höheren Ausgangsniveau dürfte sich der Binnentourismus entwickeln, wenn auch etwas langsamer, aber ähnlich wie vor der Krise (knapp über 1 Prozent pro Jahr).

Quelle: BAK Economics AG