Sechstes Forum für den Dialog zwischen der Schweiz und Italien in Zürich
Die Veranstaltung fand am 21. und 22. Oktober 2022 in der Pädagogischen Hochschule in Zürich statt, einer Begegnungsplattform, an der hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Journalismus, Politik, Wissenschaft und Kultur der beiden Länder teilnahmen.
Nach den vorangegangenen Ausgaben in Rom, Bern, Mailand, Lugano und Genua wurde das diesjährige Forum, das von der Schweizerischen Botschaft in Italien, der Italienischen Botschaft in der Schweiz, dem Limes, dem Studienzentrum Avenir Suisse und dem Ispi (Institute for International Policy Studies) gesponsert wurde, von der Stadt Zürich mit Unterstützung des Rathauses und des Kantons Zürich und unter der Schirmherrschaft des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten und des italienischen Außenministeriums ausgerichtet.
Forum für den Dialog zwischen der Schweiz und Italien in Kürze
Die erste Ausgabe des Dialogforums zwischen der Schweiz und Italien fand 2013 in Rom statt und hatte zum Ziel, die Beziehungen zwischen der Schweiz und Italien zu diskutieren.
Die beiden Nachbarländer teilen nicht nur die italienische Sprache und die 800 Kilometer lange Grenze, sondern auch eine große Zahl von Bürgern, die sich im jeweils anderen Land niedergelassen haben: 330.000 Italienerinnen und Italiener sowie 310.000 Personen mit doppelter schweizerischer und italienischer Staatsbürgerschaft (das entspricht mehr als 7 Prozent der Schweizer Bevölkerung) leben in der Schweiz und mehr als 50.000 Schweizerinnen und Schweizer in Italien. Hinzu kommen die rund 76.000 italienischen Grenzgänger, die täglich die Grenze überqueren, um in der Schweiz zu arbeiten.
Auf wirtschaftlicher Ebene ist die Schweiz das viertwichtigste Zielland für italienische Exporte, während Italien der zweitgrößte Lieferant von Produkten für den Schweizer Markt ist: Die beiden Länder tauschen wöchentlich Waren und Dienstleistungen im Wert von einer Milliarde Euro aus.
Forum Italien-Schweiz in Zürich
Das Thema dieser Ausgabe lautete „Von Dante bis Fintech: Die Schweiz und Italien an der Schwelle zum Jahr 2030„: Während der Veranstaltung wurden Fintech und nachhaltige Finanzen, Gesundheit als gemeinsames Handlungsfeld nach der Pandemie, Migration zwischen alten Herausforderungen und neuen Unbekannten, Klima-Herausforderungen und Energiefragen diskutiert.
Die Veranstaltung wurde mit Grußworten der Schweizer Botschafterin in Italien Monika Schmutz Kirgöz und des italienischen Botschafters in der Schweiz Silvio Mignano eröffnet.
Der Präsident der Italienischen Republik, Sergio Mattarella, schaltete sich virtuell per Videobotschaft ein, ebenso wie Bundespräsident Ignazio Cassis.
Il Forum di #dialogo Svizzera-Italia prende il via proprio durante la #SettimanaLinguaItaliana: le relazioni tra 🇮🇹 🇨🇭 sono ancorate a una #lingua comune, simbolo dei legami storici, economici e culturali 🤝Grazie al presidente Sergio Mattarella per il suo saluto ai partecipanti. pic.twitter.com/Cli2egyDa7
— Ignazio Cassis (@ignaziocassis) October 21, 2022
Es sprachen unter anderem Lucio Caracciolo, Herausgeber des Limes und Mitbegründer des Dialogforums, Peter Grünenfelder, Direktor von Avenir Suisse, und Giampiero Massolo, Präsident des ISPI, aus der Ferne.
Die untersuchten Themen
Fintech und nachhaltige Finanzen
Ein Finanzplatz von globaler Bedeutung wie die Schweiz darf den Anschluss nicht verpassen.
Es ist kein Zufall, dass sich die Eidgenossenschaft zu einem Vorreiterzentrum für Fintech entwickelt hat. Eine ähnliche Dynamik ist in Italien zu beobachten, insbesondere in der Region Mailand, einem wahren Zentrum für Technofinance.
Gleichzeitig hat der verstärkte Fokus auf Nachhaltigkeit Fintech zu einem wertvollen Arbeitsinstrument in Bezug auf Transparenz, Rückverfolgbarkeit, Zugang zu Krediten, Klimarisikoanalyse und mehr gemacht.
Diese Entwicklung ist dank der angewandten Wissenschaft möglich, die in der Schweiz und in Italien aus den jeweiligen Spitzenleistungen der Universitäten und der Forschung hervorgegangen ist.
Damit die Finanzplätze der Schweiz und Italiens das Potenzial der technologischen Synergie zum gegenseitigen Nutzen voll ausschöpfen können, ist es von größter Bedeutung, dass die Marktteilnehmer und Kunden im Hinblick auf offene und vernetzte internationale Märkte uneingeschränkten Zugang zu den Bankdienstleistungen der jeweils anderen Seite haben.
Schließlich wird das Cluster auch die gegenwärtigen und künftigen Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Gesellschaft analysieren, insbesondere im Hinblick auf Beschäftigung und Perspektiven.
Migration zwischen alten Herausforderungen und neuen Unbekannten
Gegenwärtig wird der Arbeitsmarkt an mehreren Fronten durch mehrere Maxi-Trends erschüttert: in erster Linie durch die digitale Transformation, die für die Arbeitnehmer unweigerlich eine Nachfrage nach neuen Qualifikationen mit sich bringt, und durch die demografische Entwicklung mit der daraus resultierenden Alterung der Bevölkerung, die in einigen Sektoren den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, die in den Babyboom-Jahren geboren wurden und nun kurz vor der Pensionierung stehen, offenbaren könnte.
Herausforderungen, die den italienischen und den schweizerischen Arbeitsmarkt gleichermaßen betreffen, was einen Vergleich der besten Praktiken und Ansätze noch anregender macht.
Ein weiteres Element der Diskussion ist die Migration von Arbeitskräften: sowohl zwischen den beiden Ländern als auch aus globaler Perspektive.
Gesundheit als gemeinsames Handlungsfeld
Die Gesundheit ist ein Eckpfeiler jedes kulturell, sozial und wirtschaftlich hoch entwickelten Landes. Italien und die Schweiz lehnen sie auf unterschiedliche und komplementäre Weise ab, aber beide mit absolut herausragenden Merkmalen.
Die Pandemie war ein „Stresstest“ für die beiden Gesundheitssysteme, aber sie hat auch den Weg in die Zukunft aufgezeigt. Es wird zunehmend die Einbeziehung neuer Akteure und die Annahme innovativer und kreativer Ansätze erforderlich sein, um ein „Gesundheitsökosystem“ zu schaffen, das den Bedürfnissen der Bürger, sowohl der Patienten als auch der Beschäftigten im Gesundheitswesen, am besten gerecht wird.
Investitionen in Forschung und Entwicklung haben erneut eine wesentliche Rolle gespielt. Eine erschwingliche und hochwertige Gesundheitsversorgung ist sowohl ein Vorteil als auch eine Voraussetzung für eine vollständige und nachhaltige Erholung von der Pandemiekrise.
Die künftige Entwicklung von Behandlungen und Methoden muss in der Lage sein, die anstehenden Herausforderungen aus einer dynamischen, multidisziplinären Perspektive anzugehen, die umfassende Lösungen aus gesundheitlicher, sozialer und wirtschaftlicher Sicht bietet.
Klimaherausforderung, Energiekrise
Der Klimawandel ist allgegenwärtig: Die Temperaturen steigen, Dürren und Waldbrände werden häufiger, die Niederschlagsmuster ändern sich, Gletscher und Schnee schmelzen, und der durchschnittliche Meeresspiegel steigt.
Sowohl Italien als auch die Schweiz sind sowohl Verursacher als auch Opfer. Der Klimawandel ist heute ein zentrales Thema in der öffentlichen Debatte, das sich auf alle Politikbereiche auswirkt.
Die Herausforderung des Klimawandels kennt keine Grenzen; es bedarf eines gemeinsamen Engagements der Länder, das alle Beteiligten einschließt. Alle suchen also nach Lösungen, manchmal auch nach innovativen Lösungen.
Konferenz Italophonie und die Rolle der öffentlich-rechtlichen Medien
Woche der italienischen Sprache in der Welt
Italienische Exzellenzen ausgestellt in Zürich: ein großer Erfolg!
Preis für Föderalismus 2022
Im Rahmen des Anlasses überreichte die ch Stiftung die Trophäe des Föderalismuspreises 2022 an das Forum per l’italiano in Svizzera.
Die Präsidentin der ch Stiftung, Florence Nater, überreichte die Trophäe des Föderalismuspreises 2022 an den Tessiner Staatsrat Manuele Bertoli, Präsident des Forum per l’italiano in Svizzera, und würdigte die Arbeit und das Engagement der Organisation zur Förderung der italienischen Sprache und Kultur. Präsident Nater betonte auch, dass die Sprache ein Mittel ist, um den Reichtum und die Feinheiten einer Kultur auszudrücken, und dass die Stärkung der italienischen Sprache eine Stärkung der Schweiz als Ganzes bedeutet. Es ist das erste Mal, dass der Preis an eine Organisation zur Förderung der dantischen Sprache vergeben wird.
Oggi a #Zurigo, la Presidente della Fondazione ch, Florence Nater, ha consegnato il Premio per il #federalismo 2022 a @manuelebertoli, a nome del @forumitainCH, che lavora instancabilmente per promuovere la lingua e la cultura italiana in 🇨🇭. #Auguri https://t.co/MulvajGNIJ pic.twitter.com/ObOOXUOpkv
— ch Stiftung | Fondation ch | Fondazione ch (@fondationCH) October 21, 2022
Lancierung der zehnten Ausgabe des Föderalismuspreises
Die Veranstaltung in Zürich bot auch die Gelegenheit, das 10-jährige Jubiläum des Föderalismuspreises offiziell zu lancieren, der 2023 zum zehnten Mal verliehen wird. Der mit 10’000 Franken dotierte Preis wird an eine Person, Institution oder Organisation für ihr politisches, soziales, wissenschaftliches oder kulturelles Engagement für den Föderalismus und den nationalen Zusammenhalt verliehen.
Nominierungen für den begehrten Preis, der unter anderem bereits an Cirkus Knie, Arnold Koller, das Projekt easyvote oder das Forum per l’italiano in Svizzera vergeben wurde, sind offen und müssen bis zum 28. Februar 2023 auf der Website der Stiftung ch eingereicht werden. Nominierungen von anderen Personen oder Organisationen können ebenfalls vorgeschlagen werden. Eine Jury aus politischen, wissenschaftlichen und kulturellen Persönlichkeiten wird die Finalisten auswählen und das beste Projekt auszeichnen.
Quelle: forumperlitalianoinsvizzera; forumdialogosvizzeraitalia; Fondazione ch per la collaborazione confederale