Wintertourismus in der Schweiz wächst nur wenig
Gemäss Tourismusprognosen wird die Zahl der Übernachtungen in der Schweiz nach einem Rekordsommer im Winter 2023/2024 nur noch um 0,4 Prozent auf 17,5 Millionen steigen.
Die Zeit der Rekordzahlen von Schweizer Gästen ist vorbei, aber die Nachfrage aus Europa erweist sich trotz steigender Zinsen, starkem Franken und schwacher Konjunktur als robust. Der Inlandstourismus ist rückläufig, aber die Nachfrage aus asiatischen Ländern wie China und Indien lässt nicht nach. Auch die Zahl der amerikanischen Besucher nimmt zu, ebenso wie die Zahl der Gäste aus dem Vereinigten Königreich.
Rekordsommer dank englischsprachiger Besucher und starker europäischer Nachfrage
Im vergangenen Sommer verzeichnete die Schweiz einen Rekord von 23,5 Millionen Logiernächten, obwohl die Inlandsnachfrage im Vergleich zum ausgezeichneten Vorjahr zurückging. Besonders erwähnenswert ist die anhaltende Zunahme der amerikanischen Besucher, die deutlich mehr Nächte verbrachten als vor der Pandemie. Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten blieb die europäische Nachfrage erstaunlich stabil. Besonders zahlreich waren die Touristen aus dem Vereinigten Königreich. Insgesamt ist der Schweizer Tourismus auf dem Weg zu einem Rekordergebnis für das Tourismusjahr 2023 und wird voraussichtlich zum ersten Mal in einem Jahr die Marke von 40 Millionen Übernachtungen überschreiten.
Steigender Sommertourismus in der Schweiz dank Rückkehr asiatischer Gäste
Andermatt und Murten als «Beste Tourismusdörfer» ausgezeichnet
Ausländische Gäste kompensieren Rückgang der Inlandsnachfrage im Winter 2023/24
Die entscheidende Frage für den kommenden Winter ist, ob der Rückgang der inländischen Gäste durch einen Anstieg der ausländischen Nachfrage kompensiert werden kann. BAK Economics prognostiziert für den Winter 2023/24 einen leichten Anstieg der Logiernächte um 0,4 Prozent (+66.000) im Vergleich zum Vorwinter. Obwohl die aktuelle Inlandsnachfrage weiterhin hoch ist und BAK Economics davon ausgeht, dass sie rund 10 Prozent über dem Vorkrisenniveau (2019) liegen wird, ist eine gewisse Abschwächung denkbar, die zum Teil auf die Normalisierung der Reisegewohnheiten und zum Teil auf die nachlassende wirtschaftliche Dynamik zurückzuführen ist. Insgesamt wird erwartet, dass die Gästenachfrage in der Schweiz im Winter um -2,2 % (-208.000) zurückgehen wird, während die europäische Nachfrage einen Teil der positiven Sommerdynamik in den Winter hinein verlängern dürfte, und obwohl der letzte Winter noch schwach war, kann eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau erwartet werden.
BAK Economics prognostiziert einen Anstieg der europäischen Gästeübernachtungen um 2,2 Prozent (+115.000), insbesondere der deutsche Quellmarkt hat in den letzten beiden Sommern die Vorkrisenzahlen deutlich übertroffen, konnte diese aber in der letzten Wintersaison noch nicht erreichen. Was die Fernmärkte betrifft, so ist das Bild gemischter. Trotz hoher Wachstumsraten bleibt China deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Neben der stockenden Erholung in China steht auch der Rest Asiens vor Herausforderungen. In Indien – normalerweise mit einem sehr dynamischen Binnenmarkt – bremsen anhaltende Visaprobleme den Erholungsprozess. Da diese Probleme in naher Zukunft gelöst werden dürften und noch erhebliches Erholungspotenzial vorhanden ist, prognostiziert BAK Economics für den Winter 2023/24 ein starkes Wachstum in den Fernmärkten von 5,4 % (+159.000).
Positive Sommerdynamik bis 2024 anhaltend
Für den Sommer 2024 erwartet BAK Economics ein Wachstum von 0,7% (+166’000) auf 23,7 Millionen Übernachtungen. Die Inlandsnachfrage (-2,2%) wird sich im kommenden Sommer abschwächen, aber auf hohem Niveau bleiben. Der europäische Markt (-4,6 %) wird das hohe Niveau des Sommers 2023 nicht halten können, wird aber ähnliche Zahlen wie 2019 liefern. Die starke Nachfrage aus den Vereinigten Staaten wird sich im nächsten Jahr voraussichtlich etwas abschwächen, vor allem aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten und des Auslaufens der Erholungseffekte.Andere Fernmärkte werden dagegen voraussichtlich einen starken Anstieg verzeichnen (+13,5 %) und einen starken Wachstumsimpuls geben.Nach dem nächsten Sommer werden wahrscheinlich alte Muster wieder auftauchen. Der Anteil der europäischen Gäste wird abnehmen, während die Fernmärkte an Bedeutung gewinnen werden. BAK Economics erwartet eine Stabilisierung der Inlandsnachfrage auf hohem Niveau.
Geschäftstourismus ist ein Schlüsselfaktor für die Erholung der Städte
Während der Pandemie haben die Städte und der Geschäftstourismus besonders stark gelitten. Bei letzterem ließen der technische Fortschritt und der Trend zur nachhaltigen Entwicklung ernsthafte Zweifel an seiner Zukunft aufkommen. Heute scheint sich dieser Sektor weitgehend erholt zu haben. Veranstaltungen, die auf persönlichen Austausch und Networking ausgerichtet sind, verzeichnen ähnliche oder sogar höhere Besucherzahlen als vor der Pandemie. Dagegen sind individuelle Geschäftsreisen, deren Hauptziel der Informationsaustausch ist, nach wie vor selten. Aus diesem Grund schätzt BAK Economics, dass 5-10 % der Geschäftsreisenden für längere Zeit von zu Hause wegbleiben werden. Dieser Rückgang stellt eine Herausforderung für die Städte dar, in denen Geschäftsreisen mehr als die Hälfte aller Übernachtungen ausmachen. Aber die Städte haben es geschafft, sich neu zu positionieren und ziehen zunehmend Freizeitreisende an. Die meisten städtischen Reiseziele haben bereits wieder das Niveau von vor der Krise erreicht und reichen bis zu den Alpen und anderen Regionen. In der Vergangenheit ist der Städtetourismus stärker gewachsen als andere Tourismussegmente, und dieser Trend wird sich fortsetzen.
Quelle: BAK Economics