Der Schweizer Tourismus trotzt allen Krisen mit starkem Wachstum

Gemäss den heute publizierten Tourismusprognosen, welche BAK Economics im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) erstellt, wird im Sommer 2022 die Nachfrage nach Logiernächten in der Schweiz merklich wachsen (um rund +2,3 Mio. Übernachtungen gegenüber 2021).

Tourismusprognosen der Schweiz @ BAK Economics – BFS

Dies, obschon die Folgen des Angriffskriegs in der Ukraine die Erholung von der Covid-19-Krise abbremsen. Im gesamten Tourismusjahr 2022 wird ein Zuwachs von knapp 7.3 Mio. Logiernächten erwartet (+26.1%). Längerfristig wirkende Effekte, wie die restriktive Covid-19-Politik in China oder die aufgrund struktureller Veränderungen länger wegbleibenden Geschäftsreisenden, führen jedoch dazu, dass das Vorkrisenniveau der Logiernächte erst im Winter 2023/24 erreicht werden kann.

Trotz der Covid-Variante Omikron stiegen die Logiernächte im Winter 2021/22 um mehr als 50 Prozent

Die rapide Erholung der touristischen Nachfrage, welche sich gegen Ende des Sommers 2021 abzeichnete, wurde über die ersten Wintermonate durch die Virusvariante Omikron abgebremst. Trotzdem entwickelte sich die touristische Nachfrage in der Schweiz gegenüber dem Winter 2020/21 mit einem Wachstum von 52 Prozent sehr gut (+4.9 Mio. Übernachtungen).1 Die vorangeschrittene Durchimpfung und die grösstenteils milden Krankheitsverläufe der Omikron-Variante führten zu weniger drastischen Einschränkungen als im Vorjahr. Auch konnte die Schweiz im Vergleich zu den Nachbarländern durch weniger restriktive Corona-Massnahmen an zusätzlicher Attraktivität gewinnen. Die stärksten Wachstumsimpulse kamen aus dem Inland und aus Europa, trotzdem konnte im Winter 2021/22 nur 86 Prozent des Vorkrisenniveaus der Logiernächtenachfrage erreicht werden.

Prévisions pour le tourisme suisse Edition Mai 2022

Prognosen für den Schweizer Tourismus Ausgabe Mai 2022

Previsioni per il turismo svizzero Edizione maggio 2022

Negative globale Effekte bremsen die Nachfrageerholung im Sommer …

Die aktuellen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs bremsen im Sommer 2022 die Erholung der Logiernächtenachfrage. So ist die Anzahl Gäste aus Russland seit dem Beginn des Kriegs beinahe auf null gesunken.Zudem wurden die schon vor dem Krieg global hohen Inflationstendenzen durch Lieferengpässe und nochmals markant gestiegenen Rohstoffpreisen weiter verschärft, was sich negativ auf das Konsumverhalten auswirkt. In Kombination mit der allgemein grossen Unsicherheit, in Folge der geopolitischen Spannungen, hat das Konsumentenvertrauen deutlich nachgelassen. Des Weiteren werden diesen Sommer die Wachstumsimpulse aus den Fernmärkten durch hohe Flugpreise, verursacht durch Brennstoff- und Fachkräftemangel, abgeschwächt. Zusätzlich werden die aufgrund der Zero-Covid-Strategie diesen Sommer weiterhin grösstenteils wegbleibenden Gäste aus China und die zögerliche Erholung des Geschäftstourismus die Entwicklung bremsen.

… jedoch überwiegen die Auf- und Nachholeffekte der Covid-19-Pandemie deutlich

Trotz diesen Hindernissen dürfte sich das Total der Logiernächte mit einem Plus von 2.3 Mio. Übernachtungen gegenüber dem Sommer 2021 klar erhöhen (+13%). Der Effekt des allmählichen Wegfallens der meisten Reisebeschränkungen und das damit einhergehende Bedürfnis der Gäste, die verpassten Ferien nachzuholen, ist grösser als die Auswirkungen der neu entstandenen Friktionen. Besonders die bis anhin noch grösstenteils weggebliebenen Gäste aus den Fernmärkten werden mit einem Zuwachs von 2.7 Mio.Übernachtungen (+209%) vermehrt wieder in die Schweiz kommen. Der grösste Wachstumsschub geht von den USA aus, weitere positive Impulse kommen von den europäischen Gästen (+1.6 Mio. Logiernächte, +36%). Der Löwenanteil dieses Wachstums wird von Gästen aus dem Vereinigten Königreich beigetragen, welche ihre Logiernächte im Sommer 2022 gegenüber 2021 fast vervierfachen werden. Die wiedergewonnene Möglichkeit international zu reisen wirkt sich hingegen negativ auf die Entwicklung der Inlandsnachfrage aus: diese sinkt Gegenüber dem hervorragenden Sommer 2021 um rund 2 Mio. Logiernächte (-16%). 

Kulmhotel Gornergrat das höchstgelegene Hotel der Schweizer Alpen. Photo by Xavier von Erlach on Unsplash
Kulmhotel Gornergrat, das höchstgelegene Hotel der Schweizer Alpen. Photo by Xavier von Erlach on Unsplash

Erst im Winter 2023/24 werden die Logiernächte das Vorkrisenniveau wieder erreichen

Die erhöhte Tourismusnachfrage der Schweizerinnen und Schweizer wird in den Jahren 2023 und 2024 weiterhin bestehen bleiben, wenn auch im reduzierten Umfang. International ist in den kommenden Jahren von einer weiter bestehenden, aber abgeschwächten Form der bis anhin beobachteten Erholung zu rechnen. Im Tourismusjahr 2023 wird im Total ein Zuwachs von 3.3 Mio. Logiernächten erwartet (+9.3%). Die oben bereits erwähnten, längerfristig wirkenden negativen Effekte verhindern jedoch eine zeitnahe Rückkehr zum alten Wachstumspfad. So rechnet BAK Economics damit, dass das Erreichen des Vorkrisenniveaus der Logiernächte erst im Winter 2023/24 eintritt. Nebst der stetigen, allgemeinen Erholung der Nachfrage aus den Fernmärkten führt insbesondere die ab Sommer 2023 erwartete, sukzessive Rückkehr der chinesischen Gäste zum erstmaligen Überschreiten des Niveaus von 2019.

Städtische Gebiete erholen sich weniger schnell

Die städtischen Gebiete waren und sind besonders stark von der Covid-19-Krise betroffen. Die Städte haben klassischerweise einen höheren Anteil an Gästen aus den europäischen Märkten und insbesondere den Fernmärkten. Deren Nachfrage erholt sich teilweise auch über das Jahr 2022 hinaus nur zögerlich.Zudem ist der während der Krise beinahe ausgebliebene Geschäftstourismus in den Städten besonders gewichtig. BAK Economics rechnet damit, dass rund 15 Prozent des Geschäftstourismus aufgrund struktureller Anpassungen permanent wegfallen wird. Daher ist trotz einer klaren Erholung des Freizeittourismus in urbanen Räumen erst nach 2024 mit einem Erreichen des Vorkrisenniveaus der Logiernächte zu rechnen.

Park Hotel Vitznau sulle rive del Lago dei Quattro Cantoni
Park Hotel Vitznau an den Ufern des Vierwaldstättersees

Fonte: bak-economics.com