Schweizer Denkmäler? Ein “verborgener” Schatz, den es zu heben gilt…
Der Schutz des immobilen Erbes der Schweiz mit 270.000 historischen Gebäuden schafft positive Spillover-Effekte für Kultur, Tourismus und Bauwesen
In der Schweiz sind rund 270.000 Baudenkmäler unter Denkmalschutz gestellt. Davon sind rund 75.000 gesetzlich geschützt, das sind etwa 3,5 Prozent des gesamten Gebäudebestands der Schweiz, also etwas mehr als jedes dreißigste Gebäude.
Neben ihrem kulturellen und pädagogischen Wert sind historische Denkmäler auch aus wirtschaftlicher Sicht von Bedeutung. Der Bestand und die Erhaltung der Bausubstanz in der Schweiz schafft positive Spillover-Effekte für den Kultursektor und den Tourismus und gibt auch der Bauwirtschaft Impulse.
Nur jeder 11. Franken aus dem öffentlichen Sektor
Die Studie von BAK Economics, die von Domus Antiqua Helvetica und NIKE in Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass das Engagement des Privatsektors bei der Renovierung historischer Gebäude besonders hoch ist: Obwohl jede zweite Immobilie von den Behörden subventioniert wird, kommt nur jeder elfte Franken der gesamten Renovierungskosten von der öffentlichen Hand.
Außerdem wurden die öffentlichen Zuschüsse in den letzten Jahren nicht erhöht, obwohl die Kaufkraft des Schweizer Frankens aufgrund der steigenden Renovierungskosten gesunken ist. Schließlich muss die Qualität der verfügbaren Daten verbessert werden.
Inventarisierung historischer Gebäude soll systematisiert werden
Die Analyse von BAK Economics regt an, die Merkmale der erfassten Denkmäler systematisch zu erfassen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Erhebung der kantonalen Beiträge zu systematisieren.
Baudenkmäler zeugen davon, wie Menschen in der Vergangenheit gebaut, gearbeitet und gelebt haben und erinnern an historische Ereignisse, soziale, technische und künstlerische Errungenschaften. Aus wirtschaftlicher Sicht profitieren der Kultursektor und der Tourismus heute davon, dass historische Denkmäler das Erscheinungsbild vieler Orte prägen und als Wahrzeichen unverzichtbar geworden sind.
Die wirtschaftliche Bedeutung von Baudenkmälern zeigt sich aber auch in den Investitionen zur Erhaltung des kulturellen Erbes, die vor allem entlang der Wertschöpfungskette des Bausektors, insbesondere im lokalen Bereich, Impulse auslösen.
Im Rahmen der Studie wurde erstmals eine Umfrage unter privaten Denkmaleigentümern durchgeführt, um deren finanzielles Engagement für den Erhalt der Gebäude zu quantifizieren.
33.000 CHF pro Jahr im Durchschnitt von vielen privaten Besitzern
Jeder zweite befragte Eigentümer investiert CHF 46.000 oder mehr pro Jahr in die Renovierung. Im konkreten Fall, in dem die Mittel für die Erhaltung historischer Gebäude ausschließlich von privaten Eigentümern stammen, sind es 33.000 CHF pro Jahr.
In dem Fall, in dem die Finanzierung durch die öffentliche Hand erfolgte, beläuft sich die Renovierungsinvestition hingegen auf 55.000 Franken pro Jahr. Zu beachten ist auch, dass es neben den aufgezeigten Unterschieden zwischen den Finanzierungsformen auch Unterschiede zwischen den Finanzierungen nach Art der Wohnung gibt.
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“Die Studie von BAK Economics zeigt, dass wir privaten Vermieter erhebliche Mittel in die Renovierung und Instandhaltung unserer geschützten Objekte investieren. Eine Online-Umfrage unter unseren Mitgliedern bildete die Grundlage für diese Einschätzung”, so Lukas Alioth, Präsident von Domus Antiqua Helvetica
Jedes zweite Baudenkmal wird subventioniert
Jeder 11. Franken, der von Privatpersonen investiert wird, wird von der öffentlichen Hand subventioniert. Von den untersuchten historischen Gebäuden wird etwa jedes zweite von der öffentlichen Hand bezuschusst. Bei diesen Gebäuden liegt der Anteil der Subventionen für den Erhalt bei durchschnittlich 9 Prozent: Jeder 11. von Privatpersonen für den Erhalt investierte Franken kommt also von der öffentlichen Hand.
Die andere Hälfte der Wohngebäude wurde ausschließlich von Privatpersonen finanziert. Die öffentliche Hand steht unter Druck: Die Bundesbeiträge im Bereich der Denkmalpflege und des Heimatschutzes waren in den letzten Jahrzehnten rückläufig, haben sich aber in der Förderperiode 2016-2020 bei rund 24 Millionen Franken stabilisiert.
Die reale Kaufkraft der Fördermittel ist jedoch um fast die Hälfte geschrumpft, da die Preise für Wohnraumsanierungen seit der Jahrtausendwende um 22 Prozent gestiegen sind.
2021-2024, einhundert Millionen vom Bundesrat
Die vom Bundesrat verabschiedete Kulturbotschaft 2021-2024 weist auf den Bedarf an Bundesmitteln für die Denkmalpflege von mehr als 100 Millionen Franken pro Jahr hin und will die aktuelle Situation verbessern.
“Die Schweiz besitzt ein reiches gebautes kulturelles Erbe – darunter zum Beispiel Schlösser, Stadtpaläste und Wohnbauten aus dem 20. Dieses Erbe ist wirtschaftlich relevant, wie die Studie von BAK Economics deutlich zeigt, zum Beispiel für die Kultur- und Tourismusbranche sowie für Bauunternehmen und Handwerker. Allerdings sind die Mittel, die der Bund für die Restaurierung von Baudenkmälern ausgibt, seit Jahren rückläufig. Außerdem hat sich im gleichen Zeitraum die tatsächliche Kaufkraft halbiert”, meint Cordula Kessler, Co-Direktorin der Geschäftsführung bei NIKE
Empfehlungen zur Verbesserung der Datenqualität
Neben der Beschreibung der aktuellen Situation und der Darstellung der neuen Ergebnisse der durchgeführten empirischen Untersuchungen besteht ein weiterer wichtiger Beitrag der Studie darin, die Unzulänglichkeiten der derzeit verfügbaren Daten aufzuzeigen und Vorschläge für zukünftige Verbesserungen bei deren Erhebung zu machen.
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Tatsächlich sind Analysen zu diesem Thema derzeit durch die fehlenden Informationen zu den zentralen Merkmalen (Gebäudetyp, Gelände und Baufläche) der ca. 270.000 von den Bundesbehörden erfassten Denkmäler begrenzt. Ein vielversprechender Ansatz zur Verbesserung der bautechnischen Datenbasis ist die Einführung von Informationen über den Schutzstatus von Gebäuden in das Gebäude- und Wohnungsregister (REA) des Bundes.
Hinzu kommt, dass die Beiträge der Kantone im Gegensatz zu den Bundesbeiträgen nicht systematisch erfasst werden. In diesem Fall würde eine Erhebung der Staatsbeiträge nach einheitlichen Kriterien für die ganze Schweiz durch die Ämter der einzelnen Kantone die Datenlage verbessern.