Nidwalden wird 2025 die beste „Steueroase“ der Welt sein
Der Kanton mit der Hauptstadt Stans, Mitbegründer der Schweiz vor mehr als 700 Jahren, wird von Hongkong die Palme der „leichtesten“ Jurisdiktion für Unternehmen übernehmen
„Einer für alle, alle für einen“, aber in Vielfalt und Autonomie. Das Motto der Schweizer Ausnahme, bei der dem Bund Kompetenzen übertragen werden, die die einzelnen Kantone ausdrücklich nicht für sich behalten wollen, gilt auch für Bereiche, die anderswo in Europa ausschließlich den Nationalstaaten, den Zentralregierungen und der allgemeinen Gesetzgebung vorbehalten sind.
Im Herzen des Alten Kontinents und des modernen Helvetiens, das der Kanton Nidwalden am 1. August 1291 zusammen mit seinem „Zwilling“ Obwalden unter dem gemeinsamen Mantel von Unterwalden und mit den Nachbargemeinden Uri und Schwyz konventionalisiert mitbegründet hat, kann es also passieren, dass friedliche und liberale Revolutionen konkret möglich werden.
Der Schweizer Halbkanton mit seinem Hauptort Stans, der im Norden vom Vierwaldstättersee und in allen anderen Richtungen von Gebirgszügen begrenzt wird, der erst 1997 per Handzeichen die Volksversammlung als Sitz der gesetzgebenden Gewalt abgeschafft hat, bewohnt von etwas mehr als 43.000 Einwohnern überwiegend deutscher Volkszugehörigkeit und Sprache, schickt sich an, in den nächsten Jahren zum absoluten Spitzenreiter in Sachen Unternehmensbesteuerung zu werden.
Ein Effekt der neuen Steuerreform
Seit Anfang 2020 ist die AHV-Steuer- und Finanzierungsreform in Kraft: eine Regelung, die die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Schweiz erhalten soll, ihn international konform und wettbewerbsfähig macht, mittel- bis langfristig Arbeitsplätze und Steuereinnahmen sichert und gleichzeitig die höheren Zahlungen gewährleistet, die das Rentensystem zur Deckung der Renten der AHV benötigt. Ein Zeitvergleich der ordentlichen Belastung zeigt, welche tiefgreifenden Vorteile die Steuerreform bringen wird:
Der BIP-gewichtete Schweizer Durchschnitt aller 26 Kantone geht von einer Verschiebung von 16,8 Prozent vor der RFFA auf 13,5 Prozent in den folgenden fünf Jahren aus.
In der Volksabstimmung vom 19. Mai 2019 stimmten 42,7 Prozent der Stimmbürger für die Steuerreform und die Finanzierung der AHV mit einer überwältigenden Mehrheit von 66,4 Prozent Ja gegenüber nur 33,6 Prozent Nein.
Laut Bundesrat und Parlament handelt es sich bei der Vorlage um einen typisch schweizerischen Kompromiss, der sowohl ausgewogen als auch für die gesamte Bevölkerung vorteilhaft ist. Die Auswirkungen waren sofort spürbar, zumal die Kantone Waadt und Basel-Stadt im Jahr 2019 schnell handelten und die Unternehmenssteuern um die Rekordsumme von 8,7 % bis 11 % senkten. Sechs weitere Schweizer Kantone werden Senkungen von mehr als 5 Prozentpunkten verzeichnen, während sich zwölf auf ein Prozent beschränken werden.
Angriff auf chinesische Offshore-Hochburg
Interessant ist, dass der Kanton Nidwalden mit Inkrafttreten der Reformen im Jahr 2025 zum weltweit günstigsten Ort für die Unternehmensbesteuerung wird und Hongkong seine langjährige „Führungsrolle“ abnimmt. Das ist die These des Instituts BAK Economics mit Sitz in Basel, Zürich und Manno, das am 23. Juli die Daten seines Taxation Index veröffentlicht hat, der punktuell die steuerliche Attraktivität der Schweizer Kantone im Vergleich zu anderen Ländern beobachtet.
Nidwalden wird demnach mit einem effektiven Steuersatz von 9,8 % zum attraktivsten Standort für ansässige Unternehmen. Eine moderate Senkung reicht aus, um der Sonderverwaltungsregion der Volksrepublik China, die bis 1999 ein britisches Protektorat war, den Spitzenplatz im internationalen Vergleich für 2019 abzunehmen.
Auf nationaler Ebene folgen nach dem Kanton mit der Hauptstadt Stans der Kanton Uri (10 Prozent netto) sowie Schaffhausen, Obwalden und Appenzell Ausserrhoden (alle drei mit 10,3 Prozent).