Neue Maßnahmen und Messsysteme im Bereich der Radioaktivität

Der Bundesrat hat beschlossen, das Messsystem für die Radioaktivität in der Höhenluft in der Forschungsstation auf dem Jungfraujoch zu modernisieren. Zudem wird es ab 2025 keine Datenerfassungsflüge mit Kampfflugzeugen der Schweizer Armee mehr geben.

Sphinxgebäude von Nordosten © HFSJG
Sphinx-Gebäude von Nordosten © HFSJG

Wird bei einem Unfall, z.B. in einem Kernkraftwerk, Radioaktivität in die Umwelt freigesetzt, so gelangt ein großer Teil davon in die Atmosphäre. Um mögliche Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung festlegen zu können, müssen im Ernstfall frühzeitig Zusammensetzung, Ausmaß und Lage der radioaktiven Wolke bestimmt werden. Dazu ist es notwendig, Proben aus hoch gelegenen Luftschichten zu nehmen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) betreibt auf dem Jungfraujoch spezielle Messgeräte, die heute nicht mehr die erforderliche Empfindlichkeit erreichen, um auch kleinste Spuren von Radioaktivität zu erkennen. Das Messsystem wird deshalb modernisiert und soll hundertmal empfindlicher sein als das heutige. Im Falle eines militärischen Ereignisses, wie der Explosion einer Atombombe, gelangt ein beträchtlicher Teil der Radioaktivität in noch höher gelegene Luftschichten. Die Kampfflugzeuge der Schweizer Armee wurden in den 1960er Jahren mit Instrumenten ausgerüstet, um Proben aus diesen Luftschichten zu sammeln. Die so ausgerüsteten Tiger-Kampfflugzeuge werden Ende 2025 ausgemustert. Die Umrüstung der Datenerfassungsinstrumente und der anschliessende Einbau in die FA-18-Flugzeuge würde rund 10 Millionen Franken kosten, und der Bundesrat erachtet diese Investition als unverhältnismässig. Für die Beurteilung des Gesundheitsrisikos der Bevölkerung zeigt die Erfahrung, dass der Mehrwert von Datenerhebungsflügen im Vergleich zu Messungen in tieferen Lagen, wie sie beispielsweise auf dem Jungfraujoch durchgeführt werden, oft beschränkt ist. Für wissenschaftliche Untersuchungen, bei denen Messungen mit Höhenflugzeugen wertvoll sind, sollte die internationale Zusammenarbeit geprüft werden.

Luftschutzräume und Notfallmanagement in der Schweiz

 

Strhlungsmessungen durch MeteoSchweiz © HFSJG
Strahlungsmessungen der MeteoSchweiz © HFSJG

 

Sphinx-Observatorium auf dem Jungfraujoch

Das Sphinx-Observatorium befindet sich auf 3.571 m über dem Meeresspiegel und ist eines der höchstgelegenen der Welt.

Die Station verfügt über eine astronomische Kuppel, zwei große und zwei kleine Labors, eine Werkstatt, zwei Terrassen für wissenschaftliche Experimente und eine meteorologische Beobachtungsstation. Das Beobachtungsinstrument in der astronomischen Kuppel ist ein 76-cm-Teleskop, das nicht mehr in Gebrauch ist. Viele Langzeitexperimente sind in den Sphinx-Labors fest installiert. Platz für andere Projekte und Kampagnen ist auf Anfrage verfügbar.

Website des Sphinx-Observatoriums (Englisch und Deutsch)

Una centrale nucleare elvetica
Ein Schweizer Kernkraftwerk

Kernkraftwerk Mühleberg

Nach der Abschaltung des Kernkraftwerks Mühleberg Ende 2019 müssen in den Gemeinden im Umkreis von 50 Kilometern um das Kraftwerk keine Jodtabletten mehr zur Vorbeugung an die Bevölkerung verteilt werden. Stattdessen werden die Tabletten von den Kantonen zentral gelagert. 

Die Jodtabletten sind als prophylaktische Maßnahme gegen Schilddrüsenerkrankungen im Falle eines schweren Unfalls in einem Kernkraftwerk in der Schweiz oder im benachbarten Ausland vorgesehen. In der Schweiz stehen Jodtabletten für die gesamte Bevölkerung auf Vorrat zur Verfügung, wobei zwei verschiedene Verteilgebiete unterschieden werden. Außerhalb eines Radius von 50 Kilometern um ein Schweizer Kernkraftwerk werden die Jodtabletten von den Kantonen gelagert, die sie bei Bedarf an die Bevölkerung abgeben. Innerhalb eines 50-Kilometer-Radius werden Jodtabletten an Haushalte und Betriebe, insbesondere an Kindergärten und Schulen, verteilt. Die Jodtabletten sind zehn Jahre lang haltbar und wurden zuletzt 2014 verteilt.

Derzeit läuft die Stilllegung des Kernkraftwerks Mühleberg im Kanton Bern. Deshalb müssen bei der Verteilung 2024 keine Jodtabletten mehr zu Vorsorgezwecken an Haushalte im Umkreis von 50 Kilometern um das AKW verteilt werden. 

Quelle: https://www.admin.ch/