Zunehmende Mobilität von Schweizer Hochschulabsolventen
Vier von zehn Absolventen besuchten eine Hochschule ausserhalb ihres Wohnkantons.
Wer in der Schweiz eine Höhere Fachschule absolviert, ist dafür in vielen Fällen mobil: Vier von zehn Diplomierten absolvierten einen Bildungsgang ausserhalb ihres Wohnkantons. Zwei Drittel von ihnen besuchten einen Bildungsgang, der im eigenen Wohnkanton nicht angeboten wurde. Nach der Ausbildung wohnte jede zehnte Person in einem anderen Kanton als noch vor der Ausbildung, und jede fünfte arbeitete ausserkantonal. Dies zeigen neue Auswertungen der Abschlussjahrgänge 2016 bis 2020 von Höheren Fachschulen durch das Bundesamt für Statistik (BFS).
41 Prozent der Diplomierten absolvierten ihren Bildungsgang ausserhalb des Kantons, in dem sie vor Beginn ihrer Ausbildung wohnhaft waren. Ein Grund dafür ist das fehlende Angebot: 62% von ihnen besuchten einen Bildungsgang, der im eigenen Wohnkanton nicht absolviert werden kann. Diplomierte, die besonders grossen Wert auf den guten Ruf der Bildungsinstitution, auf ein attraktives Zeitmodell und auf spezifische, praxisbezogene Kurse legten, haben sich vergleichsweise oft für eine Ausbildung in einem anderen Kanton entschieden. Empfehlungen von Bekannten waren ein weiterer wichtiger Grund für die Wahl der Schule.
Das lokale Bildungsangebot wird genutzt
Die Höheren Fachschulen bieten ihre Ausbildungen meist zentral an wenigen Standorten an – in der Deutschschweiz hauptsächlich in den Kantonen Zürich, Bern, Luzern und St. Gallen, in der französischsprachigen Schweiz in der Waadt. Dies führt dazu, dass ausserkantonal absolvierte Bildungsgänge je nach Herkunftskanton unterschiedlich häufig sind. Lediglich 15% respektive 16% der Diplomierten aus den Kantonen Waadt und Zürich absolvierten ihren Bildungsgang in einem anderen Kanton. Dem gegenüber steht der Kanton Freiburg mit 91%. Den tiefsten Anteil an Diplomierten, die eine Höhere Fachschule ausserhalb ihres Wohnkantons besucht haben, hat der Kanton Tessin mit 6%.
Wenig Ausbildungsmobilität über die Sprachgrenzen
Im Vergleich zum ausserkantonalen Besuch einer Höheren Fachschule ist die Wahl eines Bildungsgangs über die Sprachgrenzen hinweg mit weniger als 2% deutlich seltener. Dabei besuchten die Diplomierten aus dem italienischen Sprachgebiet, das neben dem Tessin auch einige Graubündner Gemeinden umfasst, mit beinahe 7% am häufigsten einen Bildungsgang in einem anderen Sprachgebiet, gefolgt von den Diplomierten aus der französischsprachigen Schweiz (4%). Bei den Diplomierten aus der Deutschschweiz waren es lediglich 0,8%. Für 46% der Diplomierten, die ihre Ausbildung in einem anderen Sprachgebiet absolviert haben, gab es kein entsprechendes Bildungsangebot im eigenen Sprachgebiet.
Lieber pendeln als umziehen
Nach dem Abschluss der Ausbildung wohnten 12% der Diplomierten von Höheren Fachschulen in einem anderen Kanton als vor Ausbildungsbeginn. Für die meisten Kantone halten sich Zu- und Wegzüge jedoch ungefähr die Waage.
Hingegen arbeiten im Kanton Zürich deutlich mehr Diplomierte, als dort wohnhaft sind. Dies gilt auch für die Kantone Bern, Basel-Stadt und Zug. Insgesamt arbeiteten 21% der Diplomierten, die ihren Wohnkanton nach der Ausbildung nicht gewechselt haben, ausserhalb ihres Wohnkantons. Ausserkantonale Erwerbstätigkeiten sind demnach häufiger als Wohnortwechsel in den Arbeitskanton.
Kantonale Unterschiede bei der räumlichen Mobilität
Die grössten Kantone Zürich und Bern verzeichnen wenig Wohnortwechsel und eine niedrigere Arbeitsmobilität über die Kantonsgrenze hinweg. Auch aus den französischsprachigen Kantonen Genf, Waadt und Jura sowie aus dem Kanton Tessin ziehen die Diplomierten seltener weg und pendeln weniger häufig in andere Kantone als im Durchschnitt.
Anders sieht es bei den kleineren und mittelgrossen Kantonen der Deutschschweiz aus: Mehr als die Hälfte der Diplomierten hat entweder ihren Wohnort in einen anderen Kanton verlegt oder war in einem anderen Kanton erwerbstätig.
Datenquelle
Die Analysepopulation umfasst die Diplomierten der Höheren Fachschulen, die ein Jahr nach ihremAbschluss in der Schweiz wohnhaft waren.Quelle: BUNDESAMT FÜR STATISTIK BFS