KI und Föderalismus in der Schweiz

Die Herausforderung der künstlichen Intelligenz trifft auf die Komplexität des föderalen Systems der Schweiz. Eine Analyse der Möglichkeiten für eine wirksame und nachhaltige Multi-Level-Governance.

AI in Innovative Switzerland
AI in Innovative Switzerland

Wie lässt sich Innovation im föderalen System regeln?

Künstliche Intelligenz (KI) bringt komplexe regulatorische Herausforderungen mit sich, die in der Schweiz mit der föderalen Struktur des Landes verflochten sind. Die Aufteilung der Zuständigkeiten zwischen Bund und Kantonen kann die Harmonisierung von Vorschriften erschweren, bietet aber auch Chancen für das Experimentieren mit innovativen Lösungen. In diesem Artikel wird untersucht, wie der Schweizer Föderalismus eine effektive und gemeinsame KI-Governance fördern kann.

Die Dringlichkeit der Regulierung von KI

KI verändert Sektoren wie das Gesundheitswesen, die Justiz, die Mobilität und die öffentliche Verwaltung. Die Schweiz mit ihren exzellenten Forschungszentren wie der ETH Zürich, der EPFL, dem IDSIA und dem IDIAP ist weltweit führend bei den KI-Patenten pro Kopf, insbesondere im Gesundheitswesen und in der Pharmazie. Dieses Ökosystem, das durch ein stabiles politisches Umfeld unterstützt wird, zieht Tech-Giganten wie Google und IBM an. Die Einführung von KI wirft jedoch ethische und rechtliche Fragen auf: Wie können Transparenz, Rechenschaftspflicht und die Achtung der Grundrechte gewährleistet werden? Wie lassen sich Diskriminierung und Ungleichheit verhindern? Die Schweiz muss die internationalen Grundsätze der OECD und des Europarats an ihr föderales System anpassen.

Die Herausforderungen des Föderalismus

Der Schweizer Föderalismus mit seinen zwischen Bund und Kantonen aufgeteilten Zuständigkeiten bringt einige Herausforderungen mit sich:

  • Fragmentierung der Rechtsvorschriften: In Bereichen wie Gesundheit und Justiz, die häufig in die Zuständigkeit der Kantone fallen, besteht die Gefahr, dass heterogene Vorschriften entstehen, welche die Interoperabilität erschweren.
  • Komplexe Harmonisierung: Es ist eine Herausforderung, die kantonale Autonomie mit einheitlichen Standards in Einklang zu bringen.
  • Innovationstempo: Die föderalen Entscheidungsprozesse können für die rasche Entwicklung der KI zu langsam sein.

Die Chancen des Föderalismus

Der Schweizer Föderalismus bietet auch einzigartige Vorteile:

  • Föderales Labor: Die Kantone können innovative Regulierungsansätze testen und ihre Wirksamkeit vor einer nationalen Harmonisierung evaluieren.
  • Konsolidierte Koordination: Interkantonale Konferenzen (z.B. EDK für Bildung, GDK für Gesundheit) fördern gemeinsame Standards ohne Zentralismus.
  • Virtuose Zusammenarbeit: Der Bund kann kantonale Pilotprojekte unterstützen und minimale Regulierungsrahmen definieren.

Wer steht an der Spitze der KI-Innovation?

Ein KI-Ökosystem der Spitzenklasse

Die Schweiz verfügt über ein kompaktes Forschungsökosystem mit Synergien zwischen Hochschulen, Industrie und Start-ups. Politische Stabilität und die pragmatische Unterstützung von Bund und Kantonen stärken die Attraktivität des Landes für Innovationen im Bereich KI.

Vorschläge für eine wirksame Governance

Um den Föderalismus in der KI-Regulierung nutzbar zu machen, schlagen wir vor:

  1. Leichte Harmonisierung: gemeinsame Richtlinien zur Transparenz und Prüfung von Algorithmen unter Wahrung der kantonalen Autonomie.
  2. Lokale Experimente: kantonale Pilotprojekte zur Erprobung von KI in öffentlichen Dienstleistungen wie dem Gesundheitswesen oder der Mobilität.
  3. Gemeinsame Ethikkommission: ein Bund-Kantone-Gremium, das nach dem Vorbild bestehender Kommissionen die ethischen Auswirkungen beurteilt und Standards vorschlägt.
  4. Internationale Zusammenarbeit: Vertretung der Schweizer Interessen in globalen Gremien unter Einbezug der kantonalen Perspektiven.

Künstliche Intelligenz im Dienste der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Künstliche Intelligenz (KI) wird in der Schweizerischen Eidgenossenschaft zunehmend zur Optimierung von Arbeitsabläufen eingesetzt. MeteoSchweiz setzt seit 2017 KI für die automatische Messung von Pollen ein, während das Bundesamt für Statistik neuronale Netze und Random Forest Algorithmen zur Klassifizierung von Luftbildern in der Oberflächenstatistik einsetzt. Die Wettbewerbskommission setzt KI ein, um Betrug und kollusives Verhalten bei Ausschreibungen aufzudecken. Chatbots wie „Esi“ und ein in Entwicklung befindlicher Chatbot des SECO beantworten Fragen von Experten und Bürgern. In den parlamentarischen Diensten unterstützt KI die maschinelle Übersetzung und Spracherkennung von Reden, wodurch die Effizienz gesteigert und Personalressourcen freigesetzt werden.

Der Schweizer Föderalismus mit seinem Gleichgewicht zwischen kantonaler Autonomie und nationaler Zusammenarbeit bietet einen idealen Rahmen für die Verwaltung der künstlichen Intelligenz. Durch die Förderung der Koordination zwischen den Kantonen, innovativer Experimente und der Annahme gemeinsamer ethischer Grundsätze kann die Schweiz einen verantwortungsvollen und bahnbrechenden Ansatz im Bereich der KI entwickeln und ihre Position als weltweit führender Innovationsstandort festigen.

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