Die Schweiz und der Heilige Stuhl: ein Jahrhundert diplomatischer Beziehungen
Besuch von Kardinal Pietro Parolin zum Jahrestag der Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen Bern und dem Vatikan und gemeinsame Erklärung zur Förderung des Friedens
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl traf Bundesrat Ignazio Cassis in Bern mit dem Staatssekretär des Vatikans, Kardinal Pietro Parolin, zusammen.
Im Rahmen des offiziellen Besuchs wurde eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die eine verstärkte bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen der Friedensförderung zum Ziel hat.
Die Feierlichkeiten, die wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben wurden, markieren den hundertsten Jahrestag der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Eidgenossenschaft und dem Heiligen Stuhl, die fast ein halbes Jahrhundert lang unterbrochen waren (1873-1920).
Treffen zwischen Guy Parmelin und Papst Franziskus im Vatikan
Der Staatssekretär wird von Guy Parmelin und Ignazio Cassis empfangen
Anlässlich dieses Jubiläums lud der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Ignazio Cassis, Kardinal Pietro Parolin zu einem offiziellen Besuch in die Schweiz ein. Gemeinsam diskutierten sie bilaterale und internationale Themen.
Angesichts der Zunahme von bewaffneten Konflikten und der Aushöhlung der Grundrechte in der Welt bekräftigten die Schweiz und der Heilige Stuhl ihren Willen, ihr gemeinsames Engagement und ihre Zusammenarbeit im bilateralen und multilateralen Bereich zu verstärken, um den Frieden zu festigen und die Menschenwürde zu schützen.
Bern wird die diplomatische Beziehungen zum Heiligen Stuhl verstärken
Ein „Pakt“ gegen Krieg und Menschenrechte in der Welt
In diesem Sinne haben sie eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die darauf abzielt, Frieden und Menschenrechte in der Welt zu fördern. Besonderes Augenmerk wird auf die weltweite Abschaffung der Todesstrafe, den Schutz von Minderheiten und den interreligiösen Dialog gelegt.
Ein reichhaltiges Programm im Zeichen der Schweizer Vielfalt
Der Besuch von Kardinal Parolin in Bern begann mit einem Höflichkeitsbesuch bei Bundespräsident Guy Parmelin, der im vergangenen Mai den Vatikan anlässlich der Vereidigung der Päpstlichen Schweizergarde besucht hatte.
Anschliessend fand im historischen Rathaus von Bern ein interkonfessionelles Treffen statt, das gemeinsam von der Evangelisch-reformierten Kirche in der Schweiz und der Schweizer Bischofskonferenz organisiert wurde und den ökumenischen Charakter der Beziehungen zwischen den beiden Konfessionen bezeugt.
Am Nachmittag eröffneten Bundesrat Cassis und Kardinal Parolin an der Universität Freiburg eine öffentliche Konferenz über die Geschichte der Beziehungen zwischen den beiden Staaten, an der Vertreter aus Politik, Konfessionen und Philanthropie sowie zahlreiche Studierende teilnahmen.
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Erste Apostolische Nuntiatur im Norden 1586 in Luzern
Die Apostolische Nuntiatur in der Schweiz wurde 1586 in Luzern eröffnet und ist die älteste ständige Vertretung des Vatikans nördlich der Alpen.
Der „Kulturkampf“ führte jedoch 1873 zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Heiligen Stuhl, die erst 1920 wieder aufgenommen wurden. Die Eidgenossenschaft und der Heilige Stuhl pflegen historische Beziehungen.
Zu den besonderen und sichtbaren Bindungen gehört die Päpstliche Schweizergarde, die 1506 von Papst Julius II. gegründet wurde.
Der letzte Besuch des Papstes in der Schweiz war am 21. Juni 2018, als Papst Franziskus nach Genf reiste. Am 1. Oktober 2021 beschloss der Bundesrat zudem, in Rom die Botschaft der Schweiz beim Heiligen Stuhl einzurichten, um die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu stärken.