Biodiversität der landwirtschaftlichen Flächen der Schweiz wird erhoben

Das Kontroll- und Massnahmenprogramm “ALL-EMA” von Agroscope konzentriert sich auf die Vielfalt von Flora und Fauna in den Kulturlandschaften der Schweiz

Viele Pflanzen- und Tierarten sind auf Lebensräume angewiesen, die durch landwirtschaftliche Nutzung geprägt sind.
Wo, wie oft und welche Arten sind in der Agrarlandschaft vorhanden? Wie ist der Zustand ihrer Lebensräume? Sind die getroffenen Maßnahmen wirksam?
Das Biodiversitäts-Monitoring-Programm “ALL-EMA” von Agroscope erfasst die Vielfalt der Arten und Lebensräume in der Schweizer Agrarlandschaft.
Sie ist der Ausgangspunkt für das Verständnis des Zustands von Lebensräumen, von denen die landwirtschaftliche Produktion stark abhängig ist.

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Erste Ergebnisse zeigen, dass die Arten- und Lebensraumvielfalt in niedrigeren Höhenlagen (Flachland- und Hügelgebiete) deutlich geringer ist als in höheren Lagen (Berggebiete).
Was haben das Fingerkraut, Melanargia galathea und der Wasserpieper gemeinsam? Sie alle sind häufige Arten in der Schweizer Agrarlandschaft.
Leider gilt dies nicht für alle Arten, die in landwirtschaftlichen Lebensräumen leben.
So sind beispielsweise die Populationen von Fenchel-, Damon’s Warbler und Grasmücke so stark zurückgegangen, dass sie als gefährdete Arten gelten.

I rappresentanti dei partner di "Orticoltura" a Ins: da sinistra a destra, Willy Kessler, Nadja Umbricht Pieren, Christoph Ammann et Christian Hofer (Foto: Carole Parodi/Agroscope)
Vertreter der “Orticoltura”-Partner in Ins: von links nach rechts, Willy Kessler, Nadja Umbricht Pieren, Christoph Ammann und Christian Hofer (Foto: Carole Parodi/Agroscope)

Generell geringere Abundanz im Flachland und im Hügelland

Alle fünf Jahre liefert das Programm “ALL-EMA” (“Arten und Lebensräume in der Landwirtschaft”) repräsentative Daten zur Lebensraumqualität, zum Pflanzenvorkommen und – in Zusammenarbeit mit dem Biodiversitätsmonitoring Schweiz – zu Schmetterlingen und Vögeln.
Ersten Ergebnissen zufolge ist die Arten- und Lebensraumvielfalt in niedrigeren Höhenlagen (Tiefland und Hügelland) deutlich geringer als in höheren Lagen (Gebirge).
Angesichts der natürlichen Gegebenheiten würde man das Gegenteil erwarten: mehr Arten in tieferen Lagen als im Gebirge, wo die Bedingungen für viele Lebewesen zu unwirtlich sind.
Nach zahlreichen Studien ist dies auf die intensive Nutzung der Tieflandlandschaft durch den Menschen zurückzuführen.

Schutzmaßnahmen funktionieren, reichen aber nicht aus

Alle Landwirte, die Direktzahlungen erhalten, bewirtschaften einen Teil ihrer Flächen als Biodiversitätsförderflächen, um einen weiteren Rückgang der Artenvielfalt zu verhindern.
Die Forscher von Agroscope untersuchten die Unterschiede in der Arten- und Lebensraumvielfalt zwischen Förderflächen und Kontrollflächen ohne Fördermaßnahmen.
Insgesamt fanden sie eine höhere Arten- und Lebensraumvielfalt in den Biodiversitätsfördergebieten, wobei der Unterschied je nach Höhenlage variierte.

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In tieferen Lagen ist die Biodiversität in den Fördergebieten deutlich höher als in den Kontrollgebieten, was die Bedeutung der Maßnahmen zeigt.
Es gibt jedoch nicht genügend hochwertige Flächen, um die Arten- und Lebensraumvielfalt in großem Umfang zu fördern.
In Bergregionen ist der Unterschied zwischen Biodiversitätsförder- und -kontrollgebieten weniger stark ausgeprägt und die Biodiversität ist insgesamt besser.
In niedrigeren Bergregionen sind einige Werte jedoch praktisch identisch mit denen in tieferen Lagen.

Le mucche incarnano il tipico panorama elvetico (Foto: Gabriela Brändle/Agroscope)
Kühe verkörpern die typische Schweizer Landschaft (Foto: Gabriela Brändle/Agroscope)

Die Ursachen kennen, die richtigen Entscheidungen treffen

Der Bericht “ALL-EMA” zum Zustand der Biodiversität in der Schweizer Landwirtschaft fasst die Ergebnisse des ersten fünfjährigen Erhebungszyklus zusammen.
Einige davon sind bereits in die Weiterentwicklung der Agrarpolitik in Form von Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität von Biodiversitätsförderflächen eingeflossen.
In der Zwischenzeit wurde die zweite Umfrage gestartet, um die Entwicklung über die Zeit zu beurteilen.
In Zukunft werden sich die ALL-EMA-Forscher verstärkt mit den Ursachen für den Rückgang der Biodiversität beschäftigen.
Dadurch können aktuelle Maßnahmen zur Förderung der Arten- und Lebensraumvielfalt besser bewertet werden.
Dadurch können effektivere und effizientere Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität ergriffen werden, so dass Fenchel und Grasmücke auch in Zukunft in der Schweiz leben können.

Eine Erinnerung daran, worum es beim ALL-EMA-Erhaltungsprojekt geht

Das Monitoringprogramm “ALL-EMA” (“Arten und Lebensräume in der Landwirtschaft”, www.allema.ch) wurde vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) in Auftrag gegeben mit dem Ziel, die Vielfalt der Arten und Lebensräume in der Schweizer Agrarlandschaft zu fördern.
Mit “ALL-EMA” kann die systematische Beobachtung der Biodiversität auch dazu genutzt werden, um zu verstehen, wie Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität optimiert werden können. Die drei Bereiche der Forschung sind:
1) systematische und wiederholte Erfassung des Zustandes und der Veränderungen der Arten- und Lebensraumvielfalt in der Agrarlandschaft nach OAA;
2) Bewertung des Zustands und der Veränderungen der Arten- und Lebensraumvielfalt von Biodiversitätsförderflächen;
3) Analyse und Bereitstellung von Daten zur Beantwortung aktueller und zukünftiger Fragen zur Arten- und Lebensraumvielfalt in der Schweizer Agrarlandschaft.
“ALL-EMA” ergänzt die Monitoringstrategie des Bundes mit dem Schwerpunkt “Agrarlandschaft” und schafft so Synergien mit den Schwerpunkten “Landschaft Schweiz” (www.biodiversitymonitoring.ch), “Inventarflächen” (www.biotopschutz.wsl.ch) und Agrarumweltmonitoring (https://www.blw.admin.ch/blw/it/home/nachhaltige-produktion/umwelt/agrarumweltmonitoring.html).