BAK Economics: „Die Aussichten für den Export sind besorgniserregend“
Laut dem Basler Forschungsinstitut würde ein Anstieg der technischen Barrieren zwischen der Schweiz und der EU bis 2040 zu einem Rückgang der Industrie um 12 Prozent führen…
Die immer noch unklare Zukunft der Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union wirkt sich negativ auf die Aussichten der Schweizer Exportindustrie aus.
Da die Verhandlungen über das Rahmenabkommen noch andauern, drohen ab dem 26. Mai erhebliche Einbußen in Branchen, die von erhöhten technischen Handelshemmnissen betroffen sind.
Dies ist die Ansicht von BAK Economics, die besagt, dass erhöhte technische Barrieren die Exporte von Waren aus direkt betroffenen Sektoren bis 2040 um kumulativ 12 Prozent reduzieren könnten.
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Insgesamt würde die Abschaffung der Bilateralen Abkommen bis 2040 einen Rückgang des Schweizer BIP pro Kopf um 5,5 % und damit einen erheblichen Wohlstandsverlust bedeuten.
Die exportorientierte Schweizer Wirtschaft ist eng an stabile Handelsbeziehungen und damit an die entsprechenden Abkommen mit der EU gebunden, um weiterhin ihren Beitrag zum Erfolg der Schweiz leisten zu können.
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Brauchen ein „Rahmenabkommen“ oder eine klare Alternative
Ohne den Abschluss eines Rahmenabkommens oder einer klaren Alternativlösung würde all dies in sich zusammenfallen.
Durch die fehlende inhaltliche Bewertung des Rahmenabkommens zwischen der Schweiz und der EU hat dessen Nicht-Umsetzung bereits jetzt negative wirtschaftliche Auswirkungen, die sich ab dem 26. Mai noch verschärfen werden.
Ohne eine Anpassung des Abkommens über den Abbau technischer Handelshemmnisse (über die gegenseitige Anerkennung von Konformitätsbewertungen oder MRAs) an den technischen Fortschritt wird die Medizintechnikindustrie zunächst mit höheren Kosten konfrontiert.
Zudem wird der Handel zwischen der Schweiz und der EU durch höhere finanzielle Kosten und zunehmende administrative Hürden noch stärker eingeschränkt werden, wodurch die positiven Effekte der „Handelsschaffung“ verloren gehen werden.
Um die Größenordnung abzuschätzen, zeigt die folgende Grafik die Auswirkungen auf die jährliche Dynamik der Warenexporte der von technischen Handelshemmnissen direkt betroffenen Branchen.
Insgesamt ergibt sich ein Rückgang der Exporte um 12 Prozent bis 2040.
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Ab 26. Mai doppelte Registrierung für Medtech-Produkte
Schweizer Exporteure im Bereich Medizintechnik sind ab dem 26. Mai besonders betroffen.
Sie müssen ihre Produkte doppelt zertifizieren und einen „Bevollmächtigten“ registrieren lassen. Das Gleiche gilt für Exporte aus der Europäischen Union in die Schweiz.
Diese Doppelspurigkeiten führen zu einer Verteuerung der Schweizer Exporte und einer Verringerung der Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten.
Von der Preiserhöhung sind dann die Konsumenten und Unternehmen direkt betroffen.
„Wir wollen den EU-Marktzugang, wenn er der Schweizer Wettbewerbsfähigkeit dient.“
Abhilfemaßnahmen: weniger Preisdruck und heimische Produktion
Wie die Simulationen von BAK Economics zeigen, können einige dieser Belastungen durch Ausgleichseffekte kompensiert werden, zum Beispiel durch einen geringeren Preisdruck durch eine geringere Kapazitätsauslastung oder eine erhöhte Produktion im Inland (Importsubstitution).
Nichtsdestotrotz werden bei einem Fall der Bilateralen die gesamten Schweizer Exporte im Jahr 2040 um etwa 2,4 Prozent niedriger sein als bei einer Beibehaltung der Bilateralen Verträge.
Dies wird die Konjunkturaussichten eintrüben und auch zu einer Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation führen, was negative Auswirkungen auf den privaten Konsum hat.
Insgesamt droht ein Rückgang des Pro-Kopf-BIP um 5,5 Prozent innerhalb von 18 Jahren, was einen erheblichen Wohlstandsverlust bedeutet.
Die Industrie ist auf ein stabiles Funktionieren und den Zugang zu den globalen Märkten angewiesen.
Dies gilt insbesondere für unseren mit Abstand wichtigsten Handelspartner: die EU.
Eine zeitnahe, nachhaltige und substanzielle Lösung mit der EU ist daher für die wirtschaftliche Dynamik der Schweiz unerlässlich.
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Exportindustrie bereits Gegenmittel gegen Pandemiekrise
Das Rahmenabkommen bietet also eine Chance, zumindest nach Ansicht des Basler Forschungsinstituts. Nur so kann die Exportindustrie auch in Zukunft einen verlässlichen Beitrag zum Wohlstand der Schweiz leisten.
Wie wichtig das ist, hat gerade die COVID-19-Krise gezeigt: Nur dank der Exportindustrie ist der wirtschaftliche Einbruch in der Schweiz vor allem in der zweiten und dritten Welle nicht viel heftiger ausgefallen.
Auch die umfangreichen Stützungsmaßnahmen des Staates für den Dienstleistungssektor wären ohne eine stabile, wertschöpfende Industrie nicht möglich gewesen.
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