Drei Grade der Trennung zwischen der Schweiz und der Europäischen Union
Für den Bundesrat sind die Hindernisse im Bereich des Lohnschutzes, der Freizügigkeitsrichtlinie und der staatlichen Beihilfen inakzeptabel
Am Freitag, 7. Mai 2021, traf sich eine Delegation des Bundesrates, bestehend aus Bundespräsident Guy Parmelin, den Bundesräten Alain Berset und Ignazio Cassis sowie Bundeskanzler Walter Thurnherr, mit den Spitzen der Regierungsparteien zu den sogenannten „von-Wattenwyl-Gesprächen“.
Im Mittelpunkt der Diskussionen standen einmal mehr die Pandemie und ihre Folgen sowie die europäische Politik.
Nach dem erneuten Anstieg der Infektionszahlen seit Mitte Februar 2021 hat sich die Zahl der Neuerkrankungen, Krankenhauseinweisungen und Todesfälle durch das Coronavirus in der zweiten Aprilhälfte stabilisiert.
Die „von Wattenwyl-Gespräche“ und die Suche nach einem Kompromiss
Jeder zehnte Einwohner der Schweiz ist bereits geimpft
Dieser Trend setzt sich im Mai fort, unterstützt durch den Fortschritt der Impfkampagne.
Mehr als 10 % der Bevölkerung sind jetzt vollständig geimpft, und die Impfkapazitäten werden im Mai weiter steigen.
Die Bundesratsdelegation und die Regierungsparteien besprachen die anstehenden Eröffnungen und den Fortgang der Impfkampagne.
Neue vorsichtige Wiedereröffnungen scheinen möglich; der Bundesrat wird dies in seiner Sitzung am 12. Mai diskutieren. Auch das COVID-Zertifikat, das bis Ende Juni eingeführt wird, wurde besprochen.
In der Schweiz ist das COVID19-Zertifikat universell und kann nicht gefälscht werden.
Schweizer BIP sinkt 2020 nur um -2,9%
Die COVID 19-Krise im vergangenen Jahr verursachte die stärkste Kontraktion der Schweizer Wirtschaft seit Jahrzehnten. Im Jahr 2020 sank das Bruttoinlandsprodukt um 2,9 % gegenüber dem Vorjahr.
Die Verschärfung der Gesundheitsmaßnahmen führte zu einem starken Rückgang der Geschäftstätigkeit in einigen Segmenten des tertiären Sektors.
Der Bund reagierte mit verschiedenen Stabilisierungsmaßnahmen.
Anti-COVID-Maßnahmen aufgehoben, die Schweiz wird in Betrieb gehen
Mehr als CHF 40 Milliarden vom Bund
Insgesamt hat der Bund bisher knapp 40 Mrd. CHF für die Bewältigung der Pandemie bereitgestellt (2020: 15 Mrd. CHF tatsächliche Ausgaben; 2021: 23,6 Mrd. CHF bereits bewilligte Ausgaben), zuzüglich Garantien und Bürgschaften in Höhe von rund 20 Mrd. CHF.
Darüber hinaus konnte durch die massive Nutzung von Kurzarbeit der Arbeitsmarkt stabilisiert und die Kaufkraft der Arbeitnehmer weitgehend erhalten werden.
Unternehmensunterstützung für ausländische Infrastrukturprojekte
Immer noch unüberwindbare Unterschiede zwischen Bern und Brüssel
In Bezug auf die Europapolitik informierte die Delegation des Bundesrates die Teilnehmer über den Fortschritt des Dossiers.
Zwischen der Schweiz und der EU bestehen nach wie vor erhebliche Differenzen in den noch offenen Punkten des institutionellen Abkommens über den Schutz der Löhne, der Richtlinie über die Freizügigkeit der EU-Bürger und der staatlichen Beihilfen.
Der Bundesrat bekräftigte, dass ohne zufriedenstellende Lösungen in diesen Bereichen das Abkommen nicht abgeschlossen werden kann.
Nach der Anhörung der außenpolitischen Kommissionen am 26. Mai und der Anhörung der Kantone wird sie eine Gesamtbeurteilung vornehmen und über das weitere Vorgehen entscheiden.
Europarat: Wer wird die Schweizer Territorien vertreten?
Viele Überlegungen vor neuen „thematischen“ Embargos sind sinnvoll
Auch die Beziehungen zu China wurden diskutiert. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 19. März 2021 erstmals eine öffentliche Strategie zu diesem Thema verabschiedet, in der er die Bedeutung Chinas anerkennt und mit der er die Kohärenz der Aktivitäten der Schweiz mit diesem Land stärken will.
Im Rahmen des globalen Menschenrechtssanktionsregimes hat die EU restriktive Maßnahmen gegen Personen und Organisationen aus Nordkorea, Libyen, Eritrea, Südsudan und Russland, aber auch gegen vier chinesische Personen und eine chinesische Organisation verhängt.
Eine mögliche Übernahme dieser sogenannten „thematischen“ EU-Sanktionen im Rahmen des Embargogesetzes wird derzeit von der Bundesregierung diskutiert.
Der Bundesrat hat in dieser Angelegenheit noch nicht entschieden.