Ostern zwischen Spiritualität und Volksbräuchen
Das christliche Fest, das das Geheimnis der Erlösung umarmt und die Hoffnung der Menschheit erneuert

Die Ursprünge des christlichen Osterfestes reichen mehr als 2.000 Jahre zurück, aber einige der Symbole der modernen Traditionen stammen von alten heidnischen Überzeugungen ab.
Ostern ist der wichtigste religiöse Feiertag für Christen, da an diesem Tag die Auferstehung Jesu Christi gefeiert wird, ein grundlegendes und zentrales Ereignis im christlichen Glauben. Obwohl alle christlichen Konfessionen die Auferstehung feiern, kann die Art und Weise, wie sie gefeiert wird, variieren.
Ostern, auch Auferstehungssonntag“ genannt, ist das wichtigste Fest des Christentums. Es erinnert an die Auferstehung Jesu von den Toten, die den Evangelien zufolge am dritten Tag nach seiner Kreuzigung auf dem Kalvarienberg um 30 nach Christus stattfand. Dieses Ereignis ist das Herzstück des christlichen Glaubens.
Ostern markiert den Höhepunkt des Leidenswegs Christi, dem eine vierzigtägige Fastenzeit vorausgeht, eine Zeit des Gebets, der Buße und des Fastens. Die Woche vor Ostern ist als Karwoche bekannt, in der entscheidende liturgische Momente wie Gründonnerstag (zum Gedenken an das letzte Abendmahl und die Fußwaschung) und Karfreitag (zum Gedenken an die Kreuzigung und den Tod Jesu) gefeiert werden. Der Osterzyklus dauert fünfzig Tage, bis Pfingsten, das die Ausgießung des Heiligen Geistes symbolisiert.
Ein bewegliches Fest mit tiefer theologischer Bedeutung
Das Datum von Ostern ändert sich jedes Jahr: Es fällt auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, wie auf dem Konzil von Nizäa im Jahr 325 festgelegt. Dieses Datum basiert auf einem Lunisolarkalender, der dem jüdischen Kalender ähnelt, und ist auch die Grundlage für andere liturgische Feste wie die Fastenzeit und Pfingsten.
Aus theologischer Sicht ist Ostern das Herzstück des christlichen Geheimnisses: Der Tod und die Auferstehung Christi sind nicht nur ein historisches Ereignis, sondern stellen den endgültigen Sieg über Sünde und Tod dar, mit der Verheißung eines neuen Lebens für die Menschheit. Jesus ist das „Passahlamm“, das sich für die Erlösung der Menschheit opfert und damit die Prophezeiungen des Alten Testaments erfüllt. Diese Passage wird vom heiligen Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther deutlich hervorgehoben:
„Christus ist für unsere Sünden gestorben, begraben worden und am dritten Tag auferstanden, wie es in der Schrift steht.“.
Jüdische Wurzeln und neue christliche Auslegung
Das christliche Pessachfest entstand in Kontinuität mit dem jüdischen Pessachfest, unterscheidet sich aber in seiner Bedeutung grundlegend von diesem: Während die Juden der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten gedenken, feiern die Christen die Befreiung von der Sünde durch das Kreuz und die Auferstehung Jesu. Die frühen Christen deuteten das Fest messianisch um und sahen in Jesus die Erfüllung von Prophezeiungen und den Beginn einer „neuen Schöpfung“.
Die Erzählung der Evangelien
Die christliche Auferstehung zu Ostern ist das zentrale Ereignis in der Erzählung der Evangelien und der anderen Texte des Neuen Testaments: Am dritten Tag nach seinem Tod am Kreuz steht Jesus auf, lässt das Grab leer und erscheint zunächst einigen Jüngern, dann auch den Aposteln und anderen Jüngern.
Alle Evangelisten berichten von der Episode des leeren Grabes:
- Matthäus, 28,1: „Als der Sabbat vorüber war, gingen Maria von Magdala und die andere Maria in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche hin, um das Grab zu besuchen.
- Markus 16,1: „Und als der Sabbat vorüber war, kauften Maria von Magdala, Maria von Jakobus und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und Jesus einzubalsamieren.
- Lukas, 24:10: „Es waren Maria aus Magdala, Johanna und Maria aus Jakobus. Die anderen, die zusammen waren, berichteten es auch den Aposteln.‘
- Johannes 20,1: „Am Tag nach dem Sabbat ging Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggewälzt worden war.
Ostern im katholischen Ritus
Dem Osterfest geht eine Zeit der geistlichen Vorbereitung voraus, die Fastenzeit, die etwa vierzig Tage dauert und mit dem Aschermittwoch beginnt (außer im ambrosianischen Ritus). Diese Zeit ist der Enthaltsamkeit, dem Fasten und der Besinnung gewidmet.
Die Woche vor Ostern wird als Karwoche bezeichnet. Sie beginnt mit dem Palmsonntag, an dem der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem gefeiert wird. Bei dieser Gelegenheit werden Palm- oder Olivenzweige an die Gläubigen verteilt.
Das österliche Triduum umfasst den Abend des Gründonnerstags, den Karfreitag, den Karsamstag und gipfelt in der Osternacht in der Nacht zwischen Samstag und Sonntag.
Gründonnerstag: Es wird die Chrisam-Messe gefeiert, bei der die heiligen Öle (Chrisam, Katechumenenöl, Krankenöl) geweiht werden.
Karfreitag: Es wird des Todes Jesu gedacht. Es wird keine Messe gefeiert, sondern eine liturgische Handlung in der Passion des Herrn abgehalten.
Karsamstag: ist ein aliturgischer Tag, ohne Messe, der der Stille und dem Gebet gewidmet ist.
Osternacht: wird in der Nacht gefeiert und gehört liturgisch zum Auferstehungssonntag.
Ostern im orthodoxen Ritus
Das orthodoxe Osterfest, das nach dem julianischen Kalender gefeiert wird, fällt nicht immer mit dem katholischen Osterfest zusammen, das wiederum dem gregorianischen Kalender folgt, obwohl die beiden Feste manchmal auf denselben Tag fallen. Es gilt als das wichtigste Fest in der orthodoxen Tradition und wird am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond der Frühjahrstagundnachtgleiche gefeiert. Eine Woche zuvor wird der Einzug von Jesus in Jerusalem gefeiert.
Die Karwoche ist durch strenges Fasten gekennzeichnet, wobei auf Fleisch, Fisch, Milchprodukte und sogar Öl verzichtet wird; an manchen Tagen wird sogar ganz gefastet. Am Karmittwoch beginnt die liturgische Vorbereitung mit dem Gedenken an die Passion, und am Donnerstag wird des letzten Abendmahls und der ersten Eucharistie gedacht sowie der hausgemachten Zubereitung von verzierten Eiern, Paskha und Kulich.
Der Karfreitag ist ganz der Liturgie gewidmet und gipfelt in der symbolischen „Beerdigung“ Christi mit einem Leichentuch in der Mitte der Kirche.
Am Karsamstag, wenn der Tage im Grab gedacht wird, herrscht eine lebhafte Atmosphäre mit der Segnung der Speisen und der Vorbereitung des großen Mahls. Um Mitternacht wird die Osternacht mit Prozessionen, Gesang, Glockengeläut und dem Beginn der Liturgie gefeiert, die bis zum Morgengrauen dauert.
Am Ostertag, nach dem Besuch der Gräber der Verstorbenen, versammeln sich die Familien zu einem reichhaltigen Mittagessen mit traditionellen Gerichten und der berühmten „Eierschlacht“.
Während der nächsten vierzig Tage grüßen sich die Menschen mit den Worten „Christus ist auferstanden“ und antworten „Er ist wahrhaftig auferstanden“.
Die orthodoxen Feiern verbinden christliche Elemente mit altem Volksglauben, wie dem Brauch, sich zu Ostern neu zu kleiden oder bei Sonnenaufgang aufzustehen, um den Verlauf des Sommers vorherzusagen. Jeder Tag der Osterzeit hat seine eigene symbolische Bedeutung im Zusammenhang mit der Arbeit, der Verehrung der Toten oder der Vergebung zwischen den Menschen.
Ostern im protestantischen Ritus
Die protestantischen Kirchen verwenden den gregorianischen Kalender und daher stimmen die Daten mit dem katholischen Osterfest überein.
Ostern ist in den protestantischen Konfessionen eines der wichtigsten Feste des liturgischen Jahres, das in den verschiedenen Traditionen als das zentrale Ereignis des christlichen Glaubens gefeiert wird: die Auferstehung Jesu Christi.
Obwohl es keine einheitliche Liturgie gibt, legen viele protestantische Kirchen, z. B. lutherische, reformierte, anglikanische und evangelische, den Schwerpunkt auf die Verkündigung des Wortes und die geistliche Bedeutung von Ostern und weniger auf Rituale.
Die Karwoche wird vor allem in lutherischen und anglikanischen Kirchen besonders intensiv erlebt, wo Feiern wie Gründonnerstag, Karfreitag und die Osternacht beibehalten werden, während in anderen evangelischen Gemeinschaften der Schwerpunkt auf dem Auferstehungssonntag mit festlichen Gottesdiensten, Liedern, Gebeten und engagierten Bibellesungen liegt.
Die Fastenzeit wird nicht zwingend eingehalten, aber einige Gruppen entscheiden sich für Fasten oder Momente der persönlichen geistlichen Besinnung.
In vielen protestantischen Kirchen ist Ostern auch ein Anlass für Taufen und die Aufnahme neuer Mitglieder, die das neue Leben in Christus symbolisieren.

Ostertraditionen
Die beliebtesten Symbole des Osterfestes sind Eier (heute hauptsächlich Schokoladeneier) und Hasen. Die Tradition, Eier zu verzieren, hat uralte Ursprünge: Während der Fastenzeit war es nämlich verboten, Eier zu essen, und zu Ostern hatte man eine große Menge an Eiern, die nicht mehr gegessen werden konnten. Um sie zu konservieren, wurden sie gekocht und dann verziert.
Das Ei ist ein starkes Symbol: Aus ihm wird das Leben geboren, es steht für die Auferstehung Christi, der wiedergeboren wurde. Der Hase hingegen ist ein Symbol für den Frühling, die Wiedergeburt und die Fruchtbarkeit.
Am Tag nach Ostern, dem „Engelsmontag“, der auch als „Ostermontag“ bekannt ist, wird der Ankündigung der Auferstehung durch den Engel gedacht.
Die Ostertraditionen unterscheiden sich von Land zu Land erheblich und spiegeln die verschiedenen Kulturen und christlichen Bräuche wider, die jedes Land prägen. Hier finden Sie einen Überblick über die Traditionen in einigen europäischen Ländern:
Deutschland: In Deutschland wird Ostern mit einer starken Verbindung zu Familientraditionen und Folklore gefeiert. Die Woche vor Ostern wird „Karwoche“ genannt, und der Karfreitag ist ein Tag der Besinnung und Stille. Einer der bekanntesten Bräuche ist der Osterbaum, an den die Menschen bunte Eier, Blumen und andere Dekorationen hängen. In der Küche werden traditionelle Gerichte wie Lammbraten und Osterbrot zubereitet. Kinder haben Spaß beim Eiersuchen, eine Tradition, die sich auch in anderen Ländern verbreitet hat.
Italien: In Italien ist Ostern ein Fest, das Religion und Gastronomie verbindet. Das berühmteste Symbol ist die „Colomba di Pasqua“, ein traditioneller Kuchen, der den Frieden symbolisiert. Jede Region hat ihre eigenen typischen Gerichte, wie z. B. Lammbraten und die neapolitanische „Pastiera“. In einigen Städten, wie z. B. Florenz, wird der „Scoppio del Carro“ gefeiert, ein Ereignis, bei dem Feuerwerkskörper gezündet werden, um eine gute Ernte zu wünschen. Am Palmsonntag nehmen die Gläubigen an der Segnung von Olivenzweigen teil.
Frankreich: In Frankreich gibt es nach Ostern zahlreiche lokale Traditionen. Die Kirchenglocken hören von Palmsonntag bis Ostern auf zu läuten, um die Trauer um den Tod Jesu zu symbolisieren, und läuten dann wieder mit großer Freude in der Osternacht. Eine beliebte Tradition ist die „Chasse aux Œufs“ (Eiersuche), die in öffentlichen Gärten und Parks stattfindet. In einigen Regionen, z. B. in der Provence, werden typische Süßigkeiten wie der ‚gâteau de Pâques‘ (Osterkuchen) zubereitet.
Norwegen: In Norwegen wird Ostern als ein Feiertag der familiären Entspannung erlebt. Eine kuriose Tradition ist das „påskekrim“ (Osterrätsel), bei dem in der Osterzeit Rätselbücher gelesen oder Rätselfilme angesehen werden. Zur Osterküche gehören Gerichte wie „lammegryte“ (Lammeintopf) und „påskekake“ (Osterkuchen). Außerdem nutzen viele Norweger die Osterzeit, um im Schnee zu wandern oder Zeit in Berghütten zu verbringen.
Spanien: In Spanien ist Ostern einer der wichtigsten Feiertage. In der „Semana Santa“ (Karwoche) finden zahlreiche religiöse Prozessionen statt, vor allem in Andalusien. Die „cofradías“ (religiöse Bruderschaften) tragen heilige Statuen durch die Straßen, begleitet von liturgischen Gesängen und Musik. In einigen Regionen, z. B. in Katalonien, werden typische Süßigkeiten wie die „monas de Pascua“ zubereitet, die oft ein hart gekochtes Ei in der Mitte enthalten.
Portugal: In Portugal ist Ostern ein wichtiges religiöses Fest. Die „Semana Santa“ wird mit Prozessionen durch große Städte wie Braga und Porto gefeiert. Am „Sábado de Aleluia“ (Ostersamstag) wird mit Gesang und Tanz auf die Auferstehung vorbereitet. In der Küche werden Gerichte wie „cabrito assado“ (Lammbraten) und „folar“, Ostersüßigkeiten mit hartgekochten Eiern, zubereitet, die oft zwischen Familien ausgetauscht werden.
Dänemark: In Dänemark wird Ostern mit großen Familienfesten und der Tradition des Versteckens von gefärbten Eiern in Gärten gefeiert. Darüber hinaus bereiten die Dänen das „påskebord“ zu, ein Buffet mit Eierspeisen, Fisch und geräuchertem Fleisch, das die reiche kulinarische Tradition des Landes widerspiegelt.
Vereinigtes Königreich: In Großbritannien ist Ostern auch eine Gelegenheit, typische Süßigkeiten wie den „Simnel Cake“ zu genießen, einen mit elf Marzipankugeln verzierten Obstkuchen, der die zwölf Apostel (außer Judas) symbolisiert. Besonders beliebt ist die Tradition des „Eierrollens“, vor allem in Lichfield, wo Kinder an Wettbewerben teilnehmen, um zu sehen, wer seine Eier am weitesten rollen kann, ohne sie zu zerbrechen.
Irland: In Irland wird Ostern mit religiösen Feiern und traditionellen Picknicks im Freien gefeiert. Der „Ostermontag“, in manchen Gegenden auch als „St. George’s Day“ bekannt, ist ein Tag, der der Entspannung der Familie gewidmet ist und oft im Freien mit Aktivitäten wie Spaziergängen in Parks verbracht wird.
Die Schweiz: In der Schweiz stehen gefärbte Eier im Mittelpunkt, die häufig im Familien- und Freundeskreis ausgetauscht werden. Die Kirchenglocken schweigen von Gründonnerstag bis Karsamstag, um die Trauer zu symbolisieren, und läuten dann festlich in der Osternacht, um die Auferstehung Christi zu feiern.
Traditionen in den orthodoxen Ländern
Zu den charakteristischsten Bräuchen des orthodoxen Osterfestes gehört die Tradition, Eier als wahre Kunstwerke zu verzieren. Jedes Land folgt dabei seinen eigenen Bräuchen: In Griechenland werden hartgekochte Eier rot gefärbt, um das Blut Christi zu symbolisieren, während in der Ukraine Pysanky hergestellt werden, Eier, die mit der Batiktechnik verziert werden, einer raffinierten Methode, bei der mit Wachs komplexe und symbolische Motive geschaffen werden. Neben den Eiern kommen auf den orthodoxen Ostertisch auch typische Süßigkeiten wie Paskha, ein Tvorog (Frischkäse) in Form eines Pyramidenstumpfes, und Kulich, ein fluffiger zylindrischer Kuchen, der mit Rosinen, kandierten Früchten und Mandeln angereichert, mit gesüßtem Zuckerguss überzogen und oft mit Likör aromatisiert wird.
Ostern ist für Christen auf der ganzen Welt ein wichtiger Feiertag, an dem das zentrale Ereignis des Glaubens gefeiert wird: die Auferstehung von Jesus Christus. Seine Wurzeln reichen mehr als zweitausend Jahre zurück, aber im Laufe der Zeit hat es kulturelle und traditionelle Bedeutungen angenommen, die sich von Land zu Land unterscheiden. Zwischen religiösen Ritualen, Familientraditionen und Symbolen wie Eiern und Hasen ist Ostern nach wie vor eine Zeit der geistigen Besinnung, der Erneuerung und der Feier des Lebens, die Gläubige und Nichtgläubige in einer Atmosphäre der Hoffnung und Gemeinschaft vereint.