Die Schweiz auf dem Weg zu einem nationalen Dürrepräventions- und -warnsystem

Die Schweiz möchte ein Früherkennungs- und Warnsystem einrichten, um sich anbahnende kritische Situationen mehrere Wochen im Voraus zu erkennen und Dürreperioden zu bewältigen. Der Bundesrat hat angekündigt, dass dieses System ab 2025 einsatzbereit sein soll, 4,75 Millionen Franken kosten wird und es den am stärksten betroffenen Gruppen wie Landwirten und Trinkwasserversorgern ermöglicht, geeignete Massnahmen zur Schadensvermeidung zu ergreifen.  

Klöntalersee in drought by von Sarah Lötscher - Pixabay
Klöntalersee (Kanton Glarus) trocken by von Sarah Lötscher – Pixabay

Die Schweiz ist heute generell gut aufgestellt, was die Verfügbarkeit von Informationen über Naturgefahren und Warnungen betrifft. Seit 2014 veröffentlicht der Bund aktuelle Informationen über die Gefahren von Gewitter, Regen, Schneefall, Lawinen, Waldbrand, Wind, Frost, Strassenglätte, Hitzewellen, Erdbeben oder Überschwemmungen (Plattform naturgefahren.ch und App MeteoSchweiz), und die Fachstellen von Bund und Kantonen verbreiten entsprechende Warnungen.

Der Klimawandel bringt aber auch neue Gefahren mit sich, wie z.B. die in den letzten Jahren immer häufiger auftretenden Dürren. Da es derzeit kein Früherkennungs- und Warnsystem gibt, das eine kritische Situation mehrere Wochen im Voraus vorhersagen und die Bevölkerung warnen kann, sind die kantonalen und lokalen Behörden sowie die betroffenen Sektoren wie Landwirtschaft, Wasserkraft, Wasserversorgung, Schifffahrt und Naturschutz oft nicht in der Lage, rechtzeitig mit Maßnahmen einzugreifen und Schaden zu nehmen.

Einrichtung eines nationalen Systems

Der Bundesrat hat die drei zuständigen Bundesämter, das Bundesamt für Umwelt BAFU, das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz und das Bundesamt für Landestopografie swisstopo, beauftragt, bis 2025 ein nationales Dürrefrühwarnsystem einzurichten, das Informationen über den aktuellen Stand und Dürreprognosen für das ganze Land liefert. Die Informationen werden die Bedürfnisse der verschiedenen Sektoren abdecken, so dass sie angemessene Vorsichtsmaßnahmen treffen können. Dazu gehören zum Beispiel die Planung der Bewässerung von landwirtschaftlichen Kulturen, Alternativen zur Rheinschifffahrt oder die vorsorgliche Umsiedlung von Fischen in Flüsse oder Bäche mit mehr Wasser.

Diese Informationen machen die Gesellschaft sicherer und ermöglichen es, Schäden und Engpässe in der Grundversorgung zu vermeiden oder zu minimieren, wovon insbesondere verschiedene Wirtschaftsbereiche und die Umwelt profitieren. 

Dry soil due to drought Photo by Markus Spiske on Unsplash
Trockener Boden aufgrund der Dürre Photo by Markus Spiske on Unsplash

BAFU, MeteoSchweiz und swisstopo arbeiten gemeinsam am Aufbau und Betrieb eines Früh- und Dürrewarnsystems und bündeln ihre Dienstleistungen und Kompetenzen in diesem Bereich. Die bestehende Plattform drought.ch der WSL, Daten von Erdbeobachtungssatelliten und meteorologischen Satelliten werden in dieses System integriert. MeteoSchweiz wird ein Bodenfeuchtemessnetz aufbauen, das zusammen mit anderen Messsystemen die für die Land- und Forstwirtschaft besonders wichtigen Informationen über Trockenheit verbessern wird.

Neue Satellitenwetterstation im Wallis eingeweiht

Die Bundesregierung wird das Dürrefrüherkennungs- und -warnsystem während des Zweijahreszeitraums 2023-2024 einrichten, und ab 2025 werden die gesammelten Informationen der Öffentlichkeit zugänglich sein. Die Kosten für den Aufbau dieses Systems belaufen sich auf CHF 4,75 Mio. Es wird auch nach internationalen Standards weiterentwickelt und betrieben, sobald Mittel zur Verfügung stehen.

Die Schweiz ist reich an Wasser, aber seit mehr als einem Jahrhundert sind die Gewässer durch Entnahme, chemische Verschmutzung und Erschließungsarbeiten geschädigt. Seit einiger Zeit kommt noch ein weiteres Problem hinzu, nämlich der Klimawandel. Die folgende Broschüre erklärt, wie das Schweizer Wasserregime funktioniert und welche Veränderungen zu erwarten sind.

Broschüre Schweizer Gewässer im Klimawandel (Deutsch)

Brochure Swiss Water Bodies in a Changing Climate (English)

Brochure Eaux suisses et changements climatiques (français)

Opuscolo Le acque svizzere a fronte del cambiamento climatico (italiano)

Hydro-CH2018 Klimaszenarien

Im Vergleich zu früheren Analysen der Auswirkungen des Klimawandels auf die Hydrologie konnte die Hydro-CH2018 auf verbesserte Datenbanken und Methoden zurückgreifen. Das Projekt stützt sich auf die hochauflösenden Klimaszenarien CH2018, die erstmals kontinuierliche Tagesdaten auf lokaler Ebene für den Zeitraum 1981-2099 liefern.Die hydrologischen Szenarien sind Teil einer so genannten Modellkette: Am Anfang stehen verschiedene Emissionsszenarien, die mögliche Trends zukünftiger Treibhausgasemissionen beschreiben, und am Ende stehen Modelle, die die Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft oder die Landwirtschaft berechnen.Die Klimaszenarien CH2018 wurden durch Kombination der Emissionsszenarien mit globalen und regionalen Klimamodellen erstellt. Die hydrologischen Modelle wiederum nutzen die Ergebnisse der Klimaszenarien, um hydrologische Szenarien zu berechnen, die Veränderungen des Wasserhaushalts und des Wassers in der Schweiz aufzeigen.Hydro-CH2018 berücksichtigt alle wichtigen hydrologischen Komponenten wie Grundwasserfluss und -regeneration, Gletscher- und Schneeschmelze, Verdunstung und Wassertemperatur.

Das Forschungsgebiet der Hydro-CH2018 umfasst die gesamte Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein und weitere angrenzende Gebiete, deren Gewässer in das Staatsgebiet einfliessen – in der Fachwelt als “Hydrologische Schweiz” bezeichnet.

Trüebsee - Kanton Nidwalden by suju Pixabay
Trüebsee – Kanton Nidwalden by suju Pixabay

Aktuelle Situation in der Schweiz

Der Winter 2021-2022 war durch geringe Niederschläge und Schneefälle gekennzeichnet, und auf der Alpensüdseite sind die Seepegel niedrig. Selbst auf der Alpennordseite ist die Wasserführung an vielen Stellen unterdurchschnittlich. Das Grundwasserbulletin des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) vom 2. Mai meldet Grundwasserstände und Quellschüttungen, die meist im normalen Bereich liegen, teilweise aber auch tief.

Prognose

Bis Ende Mai werden höhere Temperaturen erwartet und für die Nordschweiz ist kein klarer Niederschlagstrend erkennbar; auch für die Alpensüdseite gibt es keine Hinweise auf höhere Niederschlagsmengen (Monatsvorhersage MeteoSchweiz).

Quelle: admin.ch