Innovation und Energiepolitik zwischen der Schweiz und Italien
Seit der Gründung des italienischen Staates im Jahr 1861 unterhalten die Schweiz und Italien traditionell gute Beziehungen, die durch intensive wirtschaftliche, politische, menschliche und kulturelle Bindungen, eine gemeinsame Sprache und häufige Besuche auf allen Ebenen gekennzeichnet sind. Im Jahr 2011 wurde zusammen mit dem 150. Jahrestag der Einigung Italiens auch das 150-jährige Bestehen der bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern gefeiert.
Die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und Italien beruhen auf einem komplexen Vertragswerk. Vertreter der Regierungen und der Verwaltung der beiden Länder treffen sich regelmäßig. Zu den wichtigsten institutionalisierten Kanälen gehören der wirtschaftliche Dialog, der Dialog über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und das „Forum für den Dialog zwischen der Schweiz und Italien“. Die beiden Länder tauschen sich auch regelmässig über aktuelle internationale Themen aus und arbeiten in multilateralen Gremien zusammen. Es bestehen auch institutionalisierte Kontakte zwischen den beiden Parlamenten. Der letzte Staatsbesuch eines italienischen Präsidenten fand am 20. und 21. Mai 2014 statt, als Giorgio Napolitano die Schweiz besuchte.
In der Schweiz leben rund 550.000 italienische Staatsangehörige, von denen etwa 220.000 die schweizerisch-italienische Doppelbürgerschaft besitzen und die größte ausländische Gemeinschaft im Land darstellen. Die Italiener in der Schweiz sind ein wichtiger sozialer Faktor in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern und tragen unter anderem dazu bei, dass die italienische Sprache in der Schweiz an Bedeutung gewinnt.
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Energiepolitik
Am 29. April 2022 führte Bundesrätin Simonetta Sommaruga eine Videokonferenz mit den italienischen Ministern Roberto Cingolani und Enrico Giovannini durch, in der die Energie-, Klima- und Verkehrspolitik diskutiert wurde.
Mit dem Minister für die ökologische Wende Roberto Cingolani diskutierte Bundesrätin Simonetta Sommaruga insbesondere über die Energieversorgung. Vor dem Hintergrund der Bestrebungen Italiens, sich aus der Abhängigkeit von russischem Gas zu lösen, und den Plänen der Schweizer Gaswirtschaft, die Versorgung des Landes zu sichern, erörterten die beiden Ministerinnen Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Gasbereich.
Im Strombereich erörterten Simonetta Sommaruga und Roberto Cingolani verschiedene Themen im Zusammenhang mit dem Stromaustausch zwischen der Schweiz und Italien und dem europäischen Rechtsrahmen. Die Stabilität des Stromnetzes stand im Mittelpunkt der Gespräche. Italien und die Schweiz haben gemeinsame Interessen in der Energiepolitik. Bei der Versorgung mit Gas und Strom sind die beiden Länder eng miteinander verbunden, allein schon aus geografischen Gründen und wegen des Netzverbundes.
Akzelerieren der Strecke Zürich-Mailand
Die Vorsteherin des UVEK hat mit Verkehrsminister Enrico Giovannini über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gesprochen. Die Schweiz und Italien bereiten ein Memorandum of Understanding vor, das die ersten gemeinsamen Schritte hin zu einer klimaneutralen Mobilität im Personen- und Güterverkehr mit einem Zeithorizont bis 2050 definiert. Ziel ist es, das Dokument im Jahr 2023 zu unterzeichnen.
Anschließend erörterten die beiden Minister die Bemühungen, die Fahrzeit zwischen Zürich und Mailand auf drei Stunden zu verkürzen, wie es in den Zielen der neuen Bahnlinien durch die Alpen vorgesehen ist. Die Verbindungen zwischen der Schweiz und Italien haben sich mit der Eröffnung des neuen Ceneri-Basistunnels im Jahr 2020 deutlich verbessert. Die Schweiz hofft nun, dass ein drittes Gleis auf italienischem Gebiet zwischen Cantù und Camnago gebaut wird, um die Fahrzeiten zu verkürzen.
Simonetta Sommaruga und Enrico Giovannini diskutierten auch die Situation im Strassentunnel des Grossen St. Bernhard. Die beiden Minister beabsichtigen, Sicherheitsarbeiten durchzuführen. Insbesondere soll die Lüftungsplatte auf der gesamten Länge des Tunnels erneuert werden.
Erster Innovationstag
Bundespräsident Ignazio Cassis lancierte am 29. April 2022 zusammen mit den Zürcher und Tessiner Behörden den Tag der Innovation. Eine Zugfahrt auf der Strecke von Zürich über das Tessin nach Mailand bot Gelegenheit, das Innovationsnetzwerk in der Schweiz und darüber hinaus zu beleuchten. Der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) besuchte den Innovationspark in Dübendorf und die Technopole Ticino in Manno. Zum Abschluss seiner Reise nahm er an der offiziellen Eröffnung des House of Switzerland in Mailand teil, wo er zwei Vertreter der italienischen Regierung traf: Außenminister Luigi Di Maio und der Minister für technologische Innovation und digitalen Wandel Vittorio Colao.
Die Reise des Bundespräsidenten im Rahmen des ersten Innovationstages beleuchtete die Verbindung zwischen den Regionen und die Zusammenarbeit zwischen den Innovationspolen als Schlüsselelemente für die Schaffung der Innovationsökosysteme der Zukunft auf nachhaltige Weise. Begleitet wurde Ignazio Cassis von einer hochrangigen Delegation, bestehend aus Carmen Walker Späh, Regierungsrätin und Vorsteherin des Volkswirtschaftsdepartements des Kantons Zürich, Christian Vitta, Regierungsrat und Vorsteher des Finanz- und Volkswirtschaftsdepartements des Kantons Tessin, Michael Hengartner, Präsident der Eidgenössischen Technischen Hochschule, Joël Mesot, Präsident der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, und Monica Duca Widmer, Präsidentin des Universitätsrats der Südschweiz.
Die Reise begann in Zürich, einer führenden Universität und der wichtigsten Wirtschaftsmetropole der Schweiz. Gemeinsam mit Carmen Walker Späh besuchte der Bundespräsident den Innovationspark Dübendorf, wo er den Drohnenhangar besichtigte und lokale Start-ups traf. Die nächste Station war die Tecnopolo Ticino in Manno, wo der Vorsteher des EDA und Christian Vitta die Innovationskraft und die akademische Exzellenz des Tessins sowie die verbindende Rolle des Tessins als Teil der Greater Zurich Area hervorhoben.
Das letzte Ziel war die Hauptstadt der Lombardei, eine der wichtigsten Nachbarregionen der Schweiz und ein wichtiger Wirtschaftsmotor für Italien und Europa. In Mailand nahm Ignazio Cassis an der Einweihung des House of Switzerland teil. In Anwesenheit verschiedener Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik beider Länder, darunter der Schweizer Visionär Bertrand Piccard, fand im House of Switzerland ein Runder Tisch zur Zukunft der Innovation statt. Der runde Tisch wurde in Zusammenarbeit mit dem „Milano Innovation District“ (MIND) organisiert, dem neuen Innovationszentrum der Lombardei auf dem Gelände der Expo 2015.
Das vom EDA in Zusammenarbeit mit Switzerland Global Enterprise, Schweiz Tourismus und Pro Helvetia organisierte House of Switzerland . ist eine temporäre Vernetzungs- und Kommunikationsplattform, die vom 26. April bis 12. Juni in unmittelbarer Nähe des dynamischen Brera-Viertels ihre Türen öffnet, um die Sichtbarkeit der Schweiz in Italien zu fördern. Das House of Switzerland ist ein Ort, an dem neuen und überraschenden innovativen Themen viel Raum gegeben wird und bietet somit den idealen Rahmen, um den Dialog über gemeinsame Perspektiven und neue Kooperationen mit einem so wichtigen Nachbarn und Partner wie Italien zu vertiefen und zu verbreitern.
Während der „Milan Design Week“ im Juni wird das House of Switzerland die Bühne für weltbekanntes Schweizer Design sein. Dank der Teilnahme von Hochschulen, Institutionen, ausgewählten Marken und aktuellen Schweizer Designstudien (letztere präsentiert von Pro Helvetia) wird es möglich sein, das vielfältige Panorama dieses Sektors zu erleben.
Die Schweiz ist das Land mit der größten Innovationskraft
Bilaterale Gespräche mit den italienischen Ministern Di Maio und Colao
Anlässlich der Eröffnung des House of Switzerland in Mailand hat der Bundespräsident bilaterale Gespräche mit dem italienischen Außenminister Luigi Di Maio geführt. Im Mittelpunkt der Gespräche standen aktuelle internationale Themen. In den Gesprächen mit Minister Di Maio bekräftigte der Vorsteher des EDA das Interesse der Schweiz an der Stabilisierung und Weiterentwicklung des bilateralen Weges mit der EU, um gute und geregelte Beziehungen im Interesse beider Seiten aufrechtzuerhalten, und skizzierte die Eckpunkte des vom Bundesrat vorgeschlagenen Verhandlungspakets.
Gemeinsam mit dem italienischen Minister für technologische Innovation und digitalen Wandel, Vittorio Colao, erörterte der Bundespräsident die Strategien der beiden Länder zur Umsetzung der digitalen Transformation und die Auswirkungen auf die Global Governance. Bei dem Treffen ging es auch um die Stärkung der UNO und ihres Genfer Büros in diesem Bereich sowie um die Bedeutung der wissenschaftlichen Diplomatie und die Rolle der Stiftung Geneva Science and Diplomacy Anticipator (GESDA).
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